7 Tipps für erfolgreiche Schulkooperationen

5. Dezember 2022

Schulkooperationen gehören nach wie vor zu den wichtigsten Instrumenten im ‚Werkzeugkoffer‘ des Ausbildungsmarketings“, sagt Sascha Bohn, der seit über 10 Jahren in den Bereichen Berufsorientierung und Azubimarketing tätig ist. „Zur vollen Entfaltung kommen die Kooperationen aber erst dann, wenn Sie mit den passenden Partnerschulen über Jahre vertrauensvoll zusammenarbeiten.“ Das ist wichtig, denn Kooperationen mit Schulen sind nicht von heute auf morgen geschlossen und benötigen intensive Betreuung. „Sie mögen vielleicht nicht so hip und trendy sein wie TikTok, YouTube und Co. Aber sie können als ein effektives Instrument gegen den Nachwuchsmangel eingesetzt werden.“ Die Vorteile liegen laut Bohn auf der Hand: „Mit einer klugen Strategie decken Sie mittelfristig 50 bis zu 70 Prozent des Bedarfs an Nachwuchsfachkräften ab. Außerdem führt eine kontinuierliche Durchführung von Projekten und Maßnahmen in der Regel zur Senkung der (Marketing-)Kosten eines Unternehmens.“ Sascha Bohn räumt jedoch ein: „Ein Großteil der Arbeitgeber verkennt das wahre Potenzial. Die Unternehmen beschränken sich häufig nur auf die gelegentliche Teilnahme an Berufs- und Ausbildungsmessen oder auf das Bereitstellen von Praktika. Mit einer gelebten und zielführenden Partnerschaft hat das allerdings wenig zu tun.“ Gemeinsam mit Sascha Bohn haben wir für Sie sieben Tipps für erfolgreiche Schulkooperationen zusammengetragen.

1. Analysieren Sie Ihren Bedarf

Da Schüler*innen nicht kurzfristig als Mitarbeitende in Ihrem Unternehmen infrage kommen, ist es hilfreich, wenn Sie eine möglichst längerfristige Planung Ihres Bedarfs an Fachkräften vornehmen. Wie viele Fachkräfte werden für welche Tätigkeitsfelder mittel- und langfristig benötigt? Welche Qualifikationen und Kompetenzen sollte Ihr Personal vorweisen
können? Gerade auch unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und des Eintritts ins Rentenalter von vorhandenem Personal spielt das rechtzeitige „Kümmern“ um Nachwuchs eine wichtige Rolle. Im besten Fall sind Auszubildende nicht nur für die Dauer der Ausbildung in Ihrem Unternehmen tätig, sondern können langfristig als wertvolle Mitarbeitende gehalten werden. Durch Schulkooperationen können Sie schon frühzeitig eine gute Bindung zu Ihren späteren Mitarbeitenden aufbauen, was sich auch in der Loyalität zu Ihnen als Arbeitgeber widerspiegeln kann.

2. Wählen Sie Partnerschulen bewusst aus

Nehmen Sie sich bei der Suche nach Kooperationspartnern die notwendige Zeit und berücksichtigen. Sie dabei Ihre Fachkräftebedarfsplanung. Dies kann vor allem bei der Auswahl der Schulform eine wichtige Rolle spielen (je nach eigenen Ausbildungs- und Studienangeboten). Im Gegensatz zum ländlichen Raum haben Sie vor allem in größeren Städten und
Ballungsgebieten eine größere Auswahl an Schulen. Auch könnten für die Auswahl Zertifizierungen von Schulen für Sie interessant sein, z. B. MINT-freundliche Schulen oder Schulen mit „Berufswahl-Siegel“. Berücksichtigen Sie darüber hinaus Erläuterungen zur Berufsorientierung auf der Website der Schule.

3. Nehmen Sie Kontakt auf – aber richtig

In der Regel ist die Schulleitung oder für Kooperationen mit Unternehmen verantwortliches Lehrpersonal Ihr Ansprechpartner Nummer eins. Sprechen Sie diese am besten telefonisch an und vereinbaren Sie einen Gesprächstermin. E-Mails können im hektischen Schulalltag sehr schnell untergehen und genügen nicht. Angesichts der Lage auf dem Ausbildungsmarkt,
der einem Bewerbermarkt gleicht, wird es ggf. sogar einen Ansturm auf die Schule geben. Seien Sie deshalb nicht überrascht, wenn einige Schulen keinen Bedarf an zusätzlichen Kooperationspartnern haben oder Sie schlichtweg nicht immer mit „offenen Armen“ empfangen werden. Alternativ bieten sich Veranstaltungen und Netzwerktreffen zur Berufsorientierung an, bei denen Sie Kontakte zu Schulen knüpfen können. Beispielsweise gibt es bundesweit überall regionale Netzwerke „Schulewirtschaft“, in denen viele Lehrkräfte mitwirken. Aber auch Jugendberufsagenturen (siehe hierzu unser Beitrag ab Seite 21) können Ihnen behilflich sein.

4. Halten Sie Kooperationsvereinbarungen schriftlich fest

Betrachten Sie eine Schulpartnerschaft nicht als 100-Meter-Sprint, sondern als Marathon. Um Frustration oder falsche Erwartungen zu vermeiden, ist ein Abgleich gegenseitiger  Erwartungen, Ziele und Vorstellungen unabdingbar. Hierbei spielt auch der konkrete Nutzen für die Schule eine wichtige Rolle. Lassen Sie sich das Konzept zur Berufsorientierung der
Schule erklären und achten Sie insbesondere darauf, welchen Stellenwert die Berufsorientierung bei Schulleitung und Lehrkräften einnimmt. Spielt diese keine nennenswerte Rolle, sollten Sie im Zweifel von einer Kooperation absehen. Decken sich schulische Bedarfe und Vorstellungen mit Ihren Ideen und Möglichkeiten, steht einer Zusammenarbeit grundsätzlich nichts mehr im Wege. Halten Sie die Kooperation aber unbedingt schriftlich fest. Eine Kooperation sollte folgende Punkte umfassen:
• Zeitraum der Kooperation
• Verantwortliche Personen auf beiden Seiten inkl. Kontaktdaten
• Eine Beschreibung und Zielsetzung geplanter Maßnahmen und Projekte
• Grober Zeitplan für die operative Umsetzung
• Terminfestlegung zur Evaluation der Zusammenarbeit

Stimmen Sie auch regelmäßige Treffen mit den Verantwortlichen ab, um die Maßnahmen besprechen und ggf. anpassen und Ziele überprüfen zu können. In der Regel nimmt der Arbeitsaufwand ab dem dritten Jahr stetig ab, da sich Routinen in der Kommunikation und in den Abläufen entwickeln.

5. Schaffen Sie zielgruppengerechte Angebote

Die Gestaltungsmöglichkeiten einer Schulkooperation können sehr vielfältig sein, je nachdem, welche Ziele Sie verfolgen und welche Zielgruppen Sie ansprechen möchten.
Wie wäre es mit individuellen und gruppenspezifischen Maßnahmen und Projekten für verschiedene Klassenstufen? Über einen längeren Zeitraum können Sie so die Entwicklung von Jugendlichen beobachten und verborgene Fähigkeiten frühzeitig erkennen und fördern. Es eignen sich beispielsweise
• Praktika
• Betriebsbesichtigungen
• Berufsorientierungstage im Unternehmen
• Bewerbungstrainings
• Formen der Unterrichtsgestaltung
• Integration in Projektwochen
• Kleine Projekte im Rahmen von Ganztagesangeboten
• Beteiligung/Initiierung von Schulwettbewerben

Wollen Sie die Jugend besser verstehen, ist auch “Reverse Mentoring” eine neue und interessante Option. Dabei sind Jugendliche Ihre Mentor*innen und zeigen Ihnen, wie die Jugend tickt und was sie beschäftigt. Schulkooperationen müssen nicht nur auf Schüler*innen ausgerichtet sein. Denken Sie auch an Lehrkräfte und Eltern. Sie beeinflussen den Berufsorientierungsprozess maßgeblich mit. Gewinnen Sie die Zielgruppen beispielsweise über virtuelle Elternabende, Ausbildungsmessen oder Praktika für Lehrkräfte oder Lehrkräfte-Fachkonferenzen in Ihren Räumlichkeiten. Bei allen Aktivitäten ist es wichtig, dass die tatsächlichen Fähigkeiten und Neigungen der Schüler*innen erkannt werden, um zu verhindern, dass sie sich zunächst mitreißen und begeistern lassen, die Ausbildung später dann aber doch enttäuscht abbrechen.

6. Kommunizieren Sie die Schulkooperation – extern und intern

Begleiten Sie die Schulkooperation auch kommunikativ. Zunächst sollte Ihre eigene Belegschaft darüber informiert werden, denn auch wenn nicht alle Mitarbeitenden in die Kooperation involviert sind, kann ein solches Engagement zusätzlich Identifikation mit Ihrem Unternehmen stiften. Für die konkreten Maßnahmen im Rahmen der Schulkooperation sollten Sie Verantwortlichkeiten und Aufgaben unter Ihren Mitarbeitenden aufteilen, um eine kontinuierliche Arbeit und Entlastung gewährleisten zu können. Binden Sie auch Ihre eigenen Auszubildenden ein. Gerade gegenüber den Schüler*innen sind sie als Mitglieder derselben Generation authentische Vertreter*innen Ihres Unternehmens. Gleichzeitig engagieren sich die Azubis so frühzeitig, erlangen zusätzliche Kompetenzen und übernehmen Verantwortung, was wiederum Ihrem Unternehmen zugutekommt.

7. Holen Sie sich Feedback und messen Sie Ihren Erfolg

Zu Beginn der Kooperation ist es wichtig, regelmäßig Feedback von der Schule einzuholen und auch selbst Feedback zu geben, um Abläufe und Inhalte der Kooperation mit den Zielen und Erwartungen abzugleichen. Im Laufe der Zeit sind dann vor allem nach den einzelnen Maßnahmen Rückmeldungen von den jeweiligen Verantwortlichen, aber vor allem auch von
den Schüler*innen hilfreich, um das eigene Angebot weiterzuentwickeln. Haben sich über einen längeren Zeitraum Anzahl und Qualität der eingehenden Bewerbungen erhöht und Sie haben Auszubildende für Ihr Unternehmen gewinnen und diese im Anschluss auch übernehmen können, hat sich Ihr Engagement ausgezahlt – durchaus ein Grund zum Feiern. Evaluieren Sie Ihren Erfolg und passen Sie die Schulkooperation in Absprache mit der Schule ggf. an Ihre weitere Fachkräftebedarfsplanung an.

Fazit

Durch gelebte Schulkooperationen, die klug und praxisnah umgesetzt werden, erleben Jugendliche „Aha“-Momente, die im Berufsorientierungsprozess enorm hilfreich sein können. Lernen Sie als Arbeitgeber die Jugend von heute über verschiedene Angebote besser kennen und stärken Sie die Bindung zu Ihren eigenen künftigen Mitarbeitenden.
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