Dieser Beitrag erschien in Auszügen im WorldSkills Germany Magazin - Ausgabe 17 (September 2020). Lernen Sie unser Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen kennen >>
Mit nur 28 Jahren ist Valmir Dobruna ein erfolgreicher Unternehmer. 2016 hat sich der Maler- und Stuckateurmeister selbstständig gemacht, inzwischen beschäftigt er einen Mitarbeiter und ab September wird er einen Auszubildenden in seinem Betrieb unterweisen. Bei den EuroSkills 2014 im französischen Lille gewann er mit seinem Teamkollegen Marc Armbrüster die Goldmedaille im Wettbewerb für Stuckateure.
Zuvor hatte Valmir eine Ausbildung als Maler und Lackierer gemacht und direkt im Anschluss eine weitere Lehre als Stuckateur absolviert. Zur Unterstützung seines Meisterkurses erhielt er von der Handwerkskammer Rhein-Neckar-Odenwald das Weiterbildungsstipendium.
„Als ich während meiner Ausbildung vom Nationalteam der Stuckateure gehört habe, war für mich sofort klar: Da will ich dabei sein!“, erzählt Valmir Dobruna noch heute begeistert. Nachdem er es 2012 ins Nationalteam geschafft hatte, mussten die zehn Mitglieder des Nationalteams gegeneinander antreten, um sich für die Teilnahme an den internationalen Wettbewerben zu qualifizieren. Zur WM in Leipzig 2013 klappte es bei Valmir Dobruna noch nicht, doch aufgeben kam für ihn nicht in Frage. Im Gegenteil, das spornte ihn an, sich im nächsten Jahr umso mehr anzustrengen: „Ich war in Leipzig als Zuschauer dabei und habe mir gesagt, dass ich unbedingt bei den kommenden Europameisterschaften antreten will. Anfang 2014 fand dann auf dem Mannheimer Maimarkt der interne Wettbewerb statt, bei dem Marc Armbrüster und ich uns durchsetzen konnten.“
Valmir Dobrunas übt sein Handwerk als Maler- und Lackierer sowie als Stuckateur und Trockenbauer mit großer Leidenschaft aus. (Foto: Valmir Dobruna)
Zwei Monate lang haben sich die beiden gemeinsam mit ihrem Trainer Jochen Drescher vorbereitet. Bei den EuroSkills in Lille lief dann alles nach Plan. Das letzte Modul galt es in der Kategorie „Freestyle“ zu absolvieren. Valmir und Marc hatten zwei Stunden Zeit, um ein Projekt ihrer Wahl zu verwirklichen. „Wir haben zwei Abgüsse von unseren Gesichtern an einer Wand angebracht und dazu zwei Arme mit Händen, die aus der Wand herauskamen. Auf jede Hand stellten wir einen Teller. Auf dem einen platzierten wir einen Bierkrug und eine Brezel, auf dem anderen ein Croissant und ein Glas Wein. Im Hintergrund brachten wir die deutsche und die französische Flagge an, um die Freundschaft der beiden Länder zu symbolisieren“, berichtet der Champion.
Als die beiden ihre Arbeit gerade beendet hatten, passierte es: Valmirs Teamkollege Marc machte unter der Installation sauber und stieß mit dem Kopf an einen der beiden Arme. Dabei brachen drei Finger ab. „Alle haben es gesehen. Ich hatte das Gefühl, dass sämtliche Zuschauer in der Halle die Luft angehalten haben“, erinnert sich Valmir Dobruna. „Wir sind einmal im Kreis um unsere Arbeit gelaufen und haben fieberhaft nach einer Lösung gesucht. Letztlich ließen sich die Finger schnell wieder ankleben und wir haben sogar die Goldmedaille geholt! In dieser Situation hat es uns sehr geholfen, dass wir solche Notfälle im Training bereits geprobt hatten. Dadurch haben wir die Nerven bewahrt und gut reagiert. Neben unserem Titel als Europameister errangen wir außerdem die höchste Punktzahl im gesamten deutschen Team und sicherten uns damit die Auszeichnung ‚Best of Nation‘ und eine zweite Goldmedaille.“
Drei abgebrochene Finger sorgten kurz vor Schluss nochmals für Anspannung. (Foto: Jörg Wehrmann)
Seine Erfahrungen im Nationalteam und bei den Wettbewerben haben Valmir Dobruna persönlich und beruflich weitergebracht. Er ist an den hohen Leistungsanforderungen gewachsen und hat gelernt, mit Druck umzugehen: „Natürlich verändert es einen, wenn man vor so vielen Zuschauern seiner Arbeit nachgehen und unter Zeitdruck zeigen muss, was man kann. Das nimmt man für die Zukunft mit und bleibt dann ganz entspannt, wenn es einen Job auf den Punkt zu bringen gilt oder wenn einem Kunden, Auszubildende oder Kollegen bei der Arbeit zusehen.“
Nach den Erfolgen im Nationalteam und bei den EuroSkills hat Valmir Dobruna seine beruflichen Träume gezielt weiterverfolgt. Direkt nach der Rückkehr von der EM ging er bis April 2015 auf die Meisterschule. Dank seiner sehr guten Leistungen – die Ausbildung als Stuckateur hatte er mit der Note 1,5 abgeschlossen – erhielt er dafür das Weiterbildungsstipendium.
„Mir war früh klar, welchen Weg ich gehen und welche Ziele ich erreichen wollte“, erklärt der Jungunternehmer seine Zielstrebigkeit. „Erst die Ausbildungen, dann das Nationalteam und die internationalen Wettbewerbe, später die Meisterschule und die Selbstständigkeit. Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein, das war ein großer Traum von mir und ich bin sehr froh, dass ich ihn verwirklichen konnte.“
Sein großes handwerkliches Talent hatte er bereits als Kind entdeckt. Das lag zum einen an seinem Vater – ebenfalls ein Stuckateurmeister – der ihm vieles zeigte. Zum anderen hat sich Valmir für den Werkunterricht in der Schule sehr begeistert. „Wir hatten einen Werkraum, da habe ich mich ständig aufgehalten“, schmunzelt er im Rückblick. „Ein Studium wäre für mich keine Alternative gewesen. Dafür hatte ich einfach schon immer zu viel Spaß an der praktischen Arbeit.“
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Valmir Dobruna und Marc Armbrüster jubelten über die Goldmedaille bei der EM der Berufe. (Foto: Jörg Wehrmann)
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