"Keine Baustelle ist gleich“

24. August 2021

Wie sich Fliesenleger-Europameister Tim Welberg mit seinem eigenen Unternehmen jeder Herausforderung stellt

Genauigkeit, Fingerfertigkeit und kreatives Gespür: Fliesenleger*innen sorgen nicht nur für praktische Boden- und Wandbeläge, sondern gestalten ganze Räume und deren Wirkung mit.

Dass das Fliesenleger-Handwerk ein vielseitiges ist, weiß Tim Welberg bestens. Schon früh erkannte der heute 26-Jährige seine Leidenschaft für den Beruf: „Während eines Ferienjobs habe ich bereits gemerkt, dass mir der Beruf sehr gut gefällt. Danach habe ich auf Anraten meiner Eltern zwar noch andere Praktika absolviert, aber mich dann schließlich doch für die Ausbildung zum Fliesenleger entschieden, weil es mir am meisten Spaß gemacht hat. Man kann einfach jeden Tag etwas erschaffen. Dabei ist jede Baustelle anders, man stellt sich täglich neuen Herausforderungen.“

Das Handwerk des Fliesenlegens

Jubel bei Tim Welberg, als sein Name für die Goldmedaille bei den EuroSkills 2016 aufgerufen wird.

So vielseitig wie der Arbeitsplatz, der sich häufig in Rohbauten aber auch an Außenfassaden befindet, sind auch die Arbeitsmaterialien: Natur- oder Kunststein, Glas, Keramik oder Mosaike – ein umfangreiches Wissen, das man sich während der Ausbildung aneignet, ist für die Verarbeitung allemal notwendig.

Zunächst werden jedoch Kundegespräche geführt und der Arbeitsaufwand sowie die Materialkosten berechnet. Hierzu gehört auch die Ausarbeitung von Verlegeplänen. Dabei können Fliesenleger*innen durchaus auch sehr kreativ werden. Anschließend wird der Untergrund vorbereitet und die geeigneten Materialien und Verfugungen gewählt. Beim Verlegen, Zuschneiden und Verfugen der Fliesen ist dann noch einmal Genauigkeit gefragt, um ein perfektes Ergebnis zu liefern.

Was sollte man als Fliesenleger*in können?

Ein vielseitiges Arbeitsfeld bedeutet auch, dass Fliesenleger*innen einige Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringen sollten, um ihr Handwerk auszuführen. Grundlegend ist dabei körperliche Belastbarkeit, aber auch Interesse an kreativem Arbeiten. Bereits im ersten Lehrjahr erfahren Auszubildende alles über die Wichtigkeit von Arbeitsschutz- und Sicherheitsmaßnahmen.

Für Tim Welberg ist aber auch die Motivation ausschlaggebend: „Solange man motiviert ist, diesen Beruf zu erlernen, kann mit der richtigen Ausbildung jede*r auch richtig gut im Beruf werden.“

Wer Fliesenleger*in werden möchte, absolviert eine 3-jährige duale Ausbildung. Praktische und schulische Kenntnisse werden parallel vermittelt, mitbringen sollte man mindestens einen Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife. Oft wird Wert gelegt auf Mathematik und Physik, da entsprechende Kenntnisse bei der Berechnung von zu fliesenden Flächen und auch beim Umgang mit den Arbeitsmaterialien hilfreich sind. Tim Welberg ist von seinem Beruf überzeugt und empfiehlt jungen Menschen die Ausbildung zum*zur Fliesenleger*in. „Es ist ein abwechslungsreiches Handwerk und die Arbeit ist bei Kund*innen noch die nächsten Jahrzehnte zu sehen“, betont er.

Gold bei der EM der Berufe - den EuroSkills 2016

Bereits 2015 nahm Tim an den WorldSkills in São Paulo teil. Trotz des vielen Trainings reichte es dort „nur für den 5 Platz“, wie er anmerkt. Jedoch zahlte sich seine Wettkampferfahrung dann bei der Europameisterschaft in Göteborg, für die er sich im darauffolgenden Jahr qualifizierte, aus. Bei den EuroSkills 2016 holte er sich den EM-Titel. Für Tim war es zwar ein etwas längerer, aber dennoch erfolgreicher Weg zur Goldmedaille. Die Teilnahme und sein Sieg bei den EuroSkills 2016 hatte dann auch Einfluss auf sein weiteres Leben. „Im beruflichen und im privaten Alltag wurde ich und werde noch heute immer wieder auf die Wettbewerbe angesprochen“, erzählt er. Geholfen hat Tim die Teilnahme an den WorldSkills und EuroSkills auch in Hinsicht auf seine Meisterprüfung. „Durch die Wettkampfsituationen konnte ich sehr gut mit dem Druck in den Meisterprüfungen umgehen.“ Da er zwei Teile der Meisterprüfung bereits 2015 in Teilzeit neben der Vorbereitung auf die WorldSkills und die restlichen beiden Teile in Vollzeit 2016 abschloss, konnte er sich dann voll auf die EM konzentrieren, die im Dezember in Göteborg stattfand.

Als Fliesenlegermeister*in liegt die Entscheidung oft nahe, sich selbstständig zu machen und das eigene Unternehmen zu gründen. Auch Tim Welberg schlug diesen Weg im April 2019 ein – nach langer Überlegung und Vorbereitung und nachdem er nach den EuroSkills 2016 drei Jahre als Meister in seinem Ausbildungsbetrieb tätig war. Als Hauptgrund für seine Entscheidung nennt er den Wunsch „neue Herausforderungen zu haben“. Gleichzeitig war es ihm so möglich, alle Schritte mit seinen Kund*innen selbst zu übernehmen – von der Erstellung des ersten Angebotes bis hin zur Schlussrechnung. Gern gibt Tim sein Wissen aber auch weiter, stellte im Januar 2020 den ersten Gesellen und Anfang August 2021 den ersten Auszubildenden ein. Zudem ist er als Bundestrainer in der Disziplin „Fliesenleger*in“ für die diesjährigen EuroSkills in Graz tätig und gibt so seine internationale Wettkampferfahrung an den Nachwuchs weiter.

Auf die Frage, wo Tim sich beruflich in den nächsten fünf Jahren sieht und was er sich für seine Zukunft wünscht, schmunzelt er zufrieden: „Mir gefällt es grade ganz gut so. Ich fahre zurzeit gerne selbst jeden Tag mit auf die Baustelle, deshalb versuche ich meine Firma möglichst klein zu halten, damit ich dafür weiterhin Zeit habe. Wir haben aber vor, wenn es möglich ist, ab jetzt jedes Jahr einen Auszubildenden einzustellen.“

Ein tolles Ziel, ermöglicht Tim damit doch auch anderen jungen Menschen, sich für eine abwechslungsreiche Ausbildung in einem kreativen und vielseitigen Handwerksberuf mit Zukunftsperspektiven zu entscheiden.

Mehr Informationen über den Beruf „Fliesen-, Platten- und Mosaikleger*in“ gibt es auf https://www.bauberufe.net/fliesen-platten-mosaikleger.html

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Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes stellt sich hier vor >>

Höchste Konzentration bei Tim Welberg im Wettbewerb. (EuroSkills 2016)

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