Motivations- und Leistungssteigerung

25. April 2022

Wie Berufswettbewerbe exzellente Fachkräfte fördern

Dieser Beitrag erschien in Auszügen im WorldSkills Germany Magazin – Ausgabe 22 (April 2022). Lernen Sie unser Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen kennen >>

100 Prozent der Teilnehmenden der Deutschen Berufe-Nationalmannschaft der EuroSkills Graz 2021 empfehlen anderen Fachkräften oder zukünftigen Auszubildenden die Teilnahme an Berufswettbewerben. Gleiches bestätigen seit vielen Jahren Befragungen des Teams Germany nach jedem internationalen Wettkampf. Eine bessere Bestätigung für die gemeinsamen Anstrengungen von WorldSkills Germany und seinen Partnern kann es nicht geben. WorldSkills wirkt. Das freut die WorldSkills-Gemeinschaft. Wie Teilnehmende und Bundestrainerinnen und Bundestrainer von den Trainings und Wettkämpfen profitieren, zeigen die folgenden Zahlen und Statements.

„Bei solchen Wettbewerben sammelt man viel Erfahrung und steigert sein Wissen und Können im Beruf sehr.“ – Tim Herrmann, Goldmedaille, Disziplin Industriemechanik

Wichtigste Ergebnisse der Umfrage unter den Teilnehmenden und Bundestrainer/innen der EuroSkills Graz 2021

Ich habe neue Techniken in meinem Beruf kennengelernt und konnte sehr gute Kontakte knüpfen innerhalb des deutschen Teams aber auch zu Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern.“ – Jörg Schülein, Bundestrainer Disziplin Bodenleger/in

„Ich konnte mein Wissen erweitern in Bezug auf Technologien, mit denen ich im Arbeitsalltag nicht in Berührung komme.“ – Roman Steinhart (rechts), Exzellenzmedaille Disziplin ICT Specialist

Zum Erfolg bei den internationalen Berufswettbewerben gehört bereits die Auswahl der richtigen Teilnehmenden. Diese findet aktuell in Deutschland in den jeweiligen Disziplinen zu unterschiedlichen Zeiten statt. In der Regel gibt es einen bundesweiten Vorausscheid (z. B. Deutsche Meisterschaft) und die Besten bilden dann ein Nationalteam, das gemeinsam weitertrainiert. Zu einem späteren Zeitpunkt wird bei einem erneuten Auswahlwettkampf dann der/die Teilnehmer/in für den internationalen Wettbewerb ermittelt.

In Bezug auf die Auswahl der Teilnehmenden für die EuroSkills Graz 2021 waren sich alle Bundestrainer/innen einig: 100 Prozent bestätigten, dass die Auswahl des Competitors richtig war und damit auch die richtige Person Deutschland international vertrat. 40 Prozent bewerteten die Auswahlkriterien dabei mit "sehr gut" und 56 Prozent mit "gut".

Bei der Vorbereitung auf die Wettbewerbe kommt es nicht nur auf das Trainieren der fachlichen Skills an. Den Teilnehmenden und Bundestrainer/innen werden darüber hinaus Mentaltrainings mit professionellen Sportpsychologen, die u. a. für Olympia-Teams arbeiten, ermöglicht. Für die Mentaltrainings und die Begleitung der Mentalcoaches während des Wettkampfes gaben die EuroSkills-Teilnehmenden mit großer Mehrheit die Noten 1 (72 Prozent) und 2 (21 Prozent).

Die Wettkampfaufgaben wurden von den Teilnehmenden und Bundestrainer/innen leicht unterschiedlich bewertet. Während 45 Prozent der Teilnehmenden die Aufgaben als "schwierig" empfanden, waren dies bei den Bundestrainer/innen nur 15 Prozent. 52 Prozent der Teilnehmer/innen stuften die Aufgaben als "normal" ein. Bei den Trainer/innen waren es 81 Prozent.

Die Wettkampfgegner/innen bewerteten 86 Prozent der Teilnehmenden als "stark" und 14 Prozent als "normal". Die Qualität der Competitors in ihrer jeweiligen Disziplin bewerteten die Bundestrainer/innen hingegen zu 62 Prozent als "stark" und zu 38 Prozent als "normal". Dies kann vor allem in den unterschiedlichen Erfahrungshorizonten von Teilnehmenden und Trainer/innen liegen sowie darin begründet sein, dass die Teilnehmenden in der Regel die Leistung ihrer Konkurrenz weniger gut einschätzen können, da sie kein Zugriff auf Bewertung etc. haben.

In Bezug auf die eigene Wettkampfleistung sind die Teilnehmenden gegenüber ihren Bundestrainer/innen etwas zurückhaltender eingestellt. 45 Prozent von ihnen gaben an, dass sie mit ihrer Leistung "sehr zufrieden" waren und ihr Bestes gegeben haben. 41 Prozent sagten, dass sie mit der Leistung "zufrieden" waren und ein tolles Ergebnis erzielten, jedoch noch mehr hätten geben können. Die Bundestrainer/innen wiederum waren zu 72 Prozent "sehr zufrieden" und zu 24 Prozent "zufrieden".

Einschätzung der Kompetenzen zeigt in besonderem Maße die Wirkung beruflicher Wettbewerbe

Im Rahmen der Umfrage schätzen sich Teilnehmende und Bundestrainer/innen in Bezug auf die Entwicklung ihrer Kompetenzen selbst ein. Dabei bewerteten 54 Prozent der Bundestrainer/innen den Ausbau der eigenen Erfahrungen durch die EM-Teilnahme mit "sehr gut" und 31 Prozent mit "gut". Dass die Bundestrainer/innen für die Leistung der Teilnehmenden enorm wichtig sind, ist unbestritten. Ihrer Einschätzung nach haben 35 Prozent einen "sehr guten" und 61 Prozent einen "guten" persönlichen Beitrag zum Wettbewerbsergebnis geleistet.

 

Die Teilnehmenden machten zur Entwicklung der eigenen Kompetenzen folgende Angaben:
"Durch die Teilnahme am Wettbewerb und Training konnte ich mich verbessern im Bereich

  • berufliche Erfahrung: 83 Prozent
  • Optimierung von Arbeitsprozessen: 86 Prozent
  • Kenntnisse alternativer Arbeitsabläufe: 86 Prozent
  • Umgang mit Stress und Druck: 97 Prozent
  • Konzentrationsfähigkeit: 90 Prozent
  • Ausdauer: 86 Prozent
  • Frustrationstoleranz: 86 Prozent
  • Selbstbewusstsein: 93 Prozent
  • Leistungsbereitschaft: 83 Prozent
  • Motivation: 97 Prozent
  • Zeitmanagement: 97 Prozent
  • Eigenverantwortung: 93 Prozent

„Mein Fachenglisch hat sich durch den Wettbewerb deutlich verbessert.“ – Adrian Knapp, Silbermedaille Disziplin Landmaschinenmechaniker/in und Best of Nation

 

Die Berufsnähe der Wettbewerbe

"Aufgabe, Aufgabenteile oder bereits etablierte Standards im Wettbewerb werden gerne in die Ausbildung mit übernommen, um die Qualität zu steigern und damit auch mehr den Blick von der Kundenseite hineinzubringen! – Rückmeldung aus der Disziplin Mechatronik

Erstmals führte WorldSkills Germany Anfang des Jahres 2022 unter Bundestrainer/innen und Expertinnen und Experten der Berufswettbewerbe auch eine Befragung zur Berufsnähe der Wettkämpfe durch. Ziel war es hierbei herauszufinden, wie eng die Wettkampfaufgaben mit dem beruflichen Alltag verzahnt sind und ob Deutschland dadurch von den internationalen WorldSkills-Standards auch Impulse für die Weiterentwicklung der Berufsbildung im eigenen Land mitnehmen kann.

Bei dieser Umfrage gaben zunächst 100 Prozent der Befragten an, dass die beruflichen Wettbewerbe und die WorldSkills-Community eine Bereicherung für sich und die eigene Arbeitswelt darstellen.

Auf die Frage "Wie sehr inspirieren und motivieren Sie diese Wettbewerbe?" gaben 81 Prozent eine Bewertung von 8 - 10 Punkten (10 = sehr, 1 = überhaupt nicht).

Zum Thema "Mehrwert der Berufswettbewerbe" waren die drei häufigsten Antworten "Meine Teilnehmer*innen lernen sehr viel und werden reifer.", "Ich lerne sehr viel für mich persönlich." und "Der Austausch mit Kolleg*innen weltweit gibt mir viel.". Mehr als die Hälfte gab an "Die Wettbewerbe entwickeln sich von Jahr zu Jahr positiv weiter (Wettkampfaufgaben, WorldSkills Occupational Standards)." Die Hälfte der Befragten antworteten darüber hinaus: "Ich erhalte viele Impulse für meinen Arbeitsalltag.", "Ich lerne neue Arbeitstechniken kennen" und "Ich lerne neue Technik/Material/Werkzeuge kennen.".

Die Frage "Wie nah am Arbeitsalltag sind Ihrer Meinung nach die Wettbewerbsaufgaben bei den WorldSkills?" bewerteten 72 Prozent mit 7 - 10 Punkten (10 = sehr, 1 = überhaupt nicht). In Bezug auf die EuroSkills waren es ebenfalls 72 Prozent.

Unter den "Technical Description" versteht man bei WorldSkills die umfängliche Beschreibung der jeweiligen Wettkampfdisziplinen. In ihnen sind die notwendigen beruflichen Fähigkeiten und Kenntnisse, die Wettkampfaufgaben, die Bewertungskriterien etc. festgelegt. Auf die Frage "Wie nah am Berufsbild ist Ihrer Meinung nach die Technical Description (TD) in Ihrem Skill?" gaben 61 Prozent der Befragten 6 - 10 Punkte (10 = sehr, 1 = überhaupt nicht).

Die WorldSkills Occupational Standards (WSOS) spiegeln die globalen Berufe wider, die durch die WorldSkills-Wettbewerbe repräsentiert werden. Sie decken die spezifisch fachlichen, technischen und allgemeinen Fähigkeiten ab, die die jeweiligen Berufe weltweit erfordern und legen fest, was eine Fachkraft entsprechend wissen, verstehen und tun muss. Die WSOS werden unter Anleitung von WorldSkills-Experten erstellt und alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft weltweit aktualisiert. Auf die Frage "Wie nah am Berufsbild sind Ihrer Meinung nach die WorldSkills Occupational Standards (WSOS)?" antworteten die Befragten zu 88 Prozent mit 6 - 10 Punkten (10 = sehr, 1 = überhaupt nicht).

Auf die Frage "Wie sehr können die WSOS Ihrer Meinung nach gute Vorlagen für neue bzw. die Modernisierung (Neuordnung) von Ausbildungsberufen in Deutschland bilden?" gaben 70 Prozent eine Bewertung von 6 - 10 Punkten an (10 = sehr, 1 = überhaupt nicht).

Die WorldSkills-Wettbewerbe inklusive der international ausgearbeiteten und stets aktuell gehaltenen WorldSkills Occupational Standards bieten laut der Befragten also großes Potenzial zur Weiterentwicklung der Berufsbildung in Deutschland. Als Referenzpunkte stellen die WSOS die Basis zur Beurteilung der Leistung der Wettkämpfer/innen. Da Volkswirtschaften und Märkte immer internationaler werden, unterstützen die Standards damit gleichzeitig junge Menschen dabei, in der modernen Welt erfolgreich zu sein. Darüber hinaus bieten sie den Nationen einen Maßstab für nationale und regionale Standards in der Berufsbildung.

Weitere Fachbeiträge und Best-Practices finden Sie im WorldSkills Germany Magazin, dem Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen.

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„Jedes Unternehmen kann von der Wettkampfteilnahme einer eigenen Fachkraft profitieren, da der Blickwinkel extrem erweitert wird und die berufliche Bildung ganz anders erlebt werden kann. Für die Teilnehmenden ist es ein Gewinn sowohl national als auch international, denn die Fachlichkeit nimmt extrem zu und das in einer relativ kurzen Zeit. Das Wissen, die Erfahrungen und die Kontakte sind für die Persönlichkeit und das Berufsleben bahnbrechend.“ – Herbert Mattes, Bundestrainer Disziplin CNC-Fräsen

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