Ist die Generation Z faul oder arbeitsunwillig, wie ihr häufiger vorgeworfen wird? Oder haben die Baby Boomer bis Millennials schlicht ihre Prioritäten falsch gesetzt? Die Geister scheiden sich, wenn es um die Belastbarkeit oder Fehlzeiten von aktuellen Auszubildenden geht. Die verschiedene Draufsicht auf das Thema lässt sich wenig ändern. Es kann aber mehr Verständnis geschaffen werden. Wie steht es um die aktuelle Auszubildenden-Generation? Was beschäftigt sie? Wie geht es ihr? Dipl.-Psych. Sabine Schäfer gibt in ihrem Sachstandsbericht interessante Einblicke in die psychische Gesundheit einer Generation unter Druck.
Auszubildene und Berufstätige haben in vielen Lebensbereichen sehr unterschiedliche Bedingungen, ihr Leben nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Neben den inneren Skills spielen hier auch äußere Lebensbedingungen eine große Rolle. Psychische Störungen sind oft ein Ausdruck von inneren und äußeren Konflikten, die fehlende gute Bedingungen widerspiegeln, das eigene Leben so zu gestalten, dass Freude und Ausgeglichenheit erlebt werden können. Damit sind sie eine Art „Alarmsignal“ eines jeden, dass sich etwas ändern muss.
Im Fokus einer Psychotherapie steht damit die Handlungsfähigkeit eines Menschen, sein Leben so zu gestalten, dass (Grund-)Bedürfnisse befriedigt werden können.
Wir Psychotherapeut*innen leiten unsere Patient*innen an, diese fehlenden Bedürfnisse wahrzunehmen und dann mit vorhandenen oder neu erworbenen Kompetenzen ihr Leben besser zu gestalten. Die Verbesserung der „inneren Skills“, wie z. B. sich selbst wahrzunehmen, mit anderen in Kontakt zu kommen und sich sozial kompetent durchzusetzen, führen dann schließlich zu notwendigen „äußeren“ Veränderungen (Trennung von unguten Beziehungen, Arbeitsplatzwechsel, mehr Freizeitgestaltung, u. v. m.).
Unterschiede zwischen Berufserfahrenen und Auszubildenden
Auszubildende sind in der Regel jünger und haben weniger Lebenserfahrung als ausgelernte Berufstätige mit Berufserfahrung. Sie werden von ihren erwachsenen Gegenübern (Eltern und Ausbilder*innen) teilweise nicht als gleichwertig angesehen. In der Rolle eines Lernenden sind Auszubildende immer wieder mit neuen Aufgaben konfrontiert, für die sie erst Skills entwickeln müssen. Das ist anstrengend und kostet viel Energie. Jemand mit mehr Berufserfahrung hat bereits Know-how über Arbeitsprozesse und Routinen für wiederkehrende Abläufe verinnerlicht. So geht das, was einem Lernenden viel Kraft und Konzentration kostet, jemandem mit mehr Erfahrung in vielen Bereichen leicht von der Hand.
Unabhängig davon, ob ein Betrieb eher hierarchisch strukturiert ist oder flache Hierarchien anbietet: Die Auszubildenden stehen immer am Ende der sogenannten „Hackordnung“. Aufgrund ihrer Rolle als Lernende werden sie manchmal als „Kinder“ angesehen, falsch eingeschätzt und nicht ernst genug genommen. Äußern Berufserfahrene Beschwerden oder Bedürfnisse, finden diese eher Gehör bei den Kolleg*innen und Führungspersonen. Bei schlechten Arbeitsbedingungen können Auszubildende weniger gut einschätzen, ob sie diese hinnehmen müssen, oder ob es Auswege, Änderungsmöglichkeiten oder gesetzliche Verpflichtungen gibt, die Besserung herbeiführen können. Hinzu kommt, dass Jungerwachsene meistens über weniger ausgereifte soziale Kompetenzen als Erwachsene verfügen. Je nach Persönlichkeit fühlen sie sich unsicher, wie sie Konflikte beim Arbeitgeber oder Kolleg*innen ansprechen können und unterlassen diese wichtigen Mitteilungen. Auch Eltern können die „treibende Kraft“ sein, die jungen Erwachsenen dahin zu lenken, ihre Ausbildungsstelle beizubehalten und ungute Bedingungen auszuhalten.
Leben mit verschiedenen Abhängigkeiten
Die jungen Erwachsenen stehen so inmitten von zwei Abhängigkeitsbeziehungen, einmal zu den Eltern, als auch zum Ausbildungsbetrieb. Auszubildende sind im Vergleich zu ausgelernten Erwerbstätigen viel mehr an ihre Ausbildungsstelle gebunden. Sie können beispielsweise bei Unzufriedenheit nicht ohne Weiteres – wie Berufserfahrene – den Betrieb wechseln. Ebenso sind sie aufgrund der geringen Ausbildungsvergütung auch finanziell oft an ihr Elternhaus gebunden. Ein Auszug in eine eigene Wohnung ist in der Regel damit nicht finanzierbar. Der Schritt in die eigene Selbstständigkeit, die Loslösung vom Elternhaus ist somit erst viel später umsetzbar.
Gerade bei ihnen kommt es zu ernstzunehmenden hohen Fehlzeiten aufgrund von Depression oder Anpassungs- und Belastungsstörungen. Fragt man die 16- bis 25-Jährigen, hängen diese Beschwerden bei 52,3 % der Befragten mit dem Arbeitsplatz zusammen. So muss sich ein junger Erwachsener neben seinen anstehenden altersgerechten Entwicklungsaufgaben gleichzeitig den neuen Anforderungen in der Arbeitswelt anpassen. Diese Herausforderung wird – je nach Persönlichkeit – mal mehr, mal weniger als bewältigbar erlebt wird und kann zu hohen psychischen Belastungen führen. Jede*r 5. Auszubildende hat Angst davor, bei der Arbeit Fehler zu machen. Erschwerend kommt hinzu, dass Azubis von ihren Vorgesetzten nur teilweise Anerkennung und Lob erhalten. (Richter-Werling, 2022 , S. 13). Um sich selbst einschätzen zu lernen und ein Gefühl für die eigenen Kompetenzen zu erhalten, benötigen Auszubildende zur Orientierung unbedingt auch positive Rückmeldungen von ihren Ausbilder*innen.
Mehr Fehltage bei jüngeren Menschen
Die psychischen Belastungen bei jungen Erwachsenen wurden schon mehrfach statistisch erhoben. Für alle Altersgruppen stieg die Anzahl der Fehltage aufgrund einer psychischen Erkrankung von 33,7 Tagen (2018) auf 39,2 Tage (2021) während der Covid-19-Pandemie an. Allerdings finden sich bei jungen Erwachsenen mehr Fehltage als bei älteren Menschen. In der Altersgruppe 15 bis 25 Jahre stieg – sowohl bei Frauen als auch bei Männern – die Anzahl der Fehltage in den Jahren 2021 bis 2022 noch einmal um 29 %. (DAK Gesundheit, S. 7 f. ). Die Pandemie hat uns allen viel abverlangt. Bei den Auszubildenen wirkten sich Kontakt- und Bewegungsmangel, fehlender Tagesrhythmus, schlechter Schlaf, ungesundes Essverhalten, ein erschwerter Zugang zu Hilfsangeboten und Vorsorge, mehr Suizidgedanken, mehr Beschäftigung mit dem Thema Tod, Zunahme familiärer Konflikte bis hin zu Gewalt und ein erhöhter Konsum von Drogen und Medien negativ auf die Psyche der noch jungen Menschen aus. (Richter-Werling, 2022 , S. 13 ff.)
Darüber hinaus gab es in dieser Zeit für die Auszubildenden keine regulären und qualitativ guten Rahmenbedingungen in ihrer Berufsausbildung. Unterricht fand oftmals per Video statt, es fehlte auch hier am sozialen Austausch mit Gleichaltrigen und damit an Austausch mit der Peergroup. Viele Betriebe standen an ihrer wirtschaftlichen Existenzgrenze und es drohten vielerorts Betriebsschließungen. In Folge standen insgesamt weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung oder Ausbildungsplätze drohten wegzufallen. Die angespannte und ungewisse Situation der Betriebe wirkte sich negativ auf die Bedingungen der Ausbildungssituation in den Betrieben aus. Auszubildende waren verunsichert, ob ihre Ausbildungsplätze erhalten bleiben. Zudem hatten sie das Gefühl, keine Kontrolle mehr über ihr eigenes Leben zu haben. Motivation sowie die psychische Gesundheit haben sich im Verlauf der Pandemie enorm verschlechtert. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine Hilfsangebote wie beispielsweise Beratungsstellen für Auszubildende gibt, die diesen bei psychischen Beschwerden eine Stütze bietet. (Richter-Werling, 2022 , S. 13 ff.)
Besondere Hürden in der Übergangsphase Schule/Ausbildung
Nach dem Schulabschluss stellt sich für junge Erwachsenen die Frage, welchen Beruf sie wählen möchten. Diese Entscheidung ist oftmals mit der Angst verbunden, dass diese Berufswahl eine Lebensentscheidung ist. Jungen Erwachsenen sollte hier mehr bewusst gemacht werden, dass dies lediglich eine Entscheidung für die nächsten ca. 3 Jahre ist und ihnen danach alle Wege offenstehen, ihre Berufswahl anzupassen. Ebenso sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass ein Berufsfeld, zu dem der oder die Auszubildende keinen Bezug hat oder bekommen kann, nur als „Aufgabe“ erlebt wird, die dem Geld verdienen gilt. Geldverdienen mag für eine Weile motivierend sein, füllt aber einen Menschen nicht aus. Ein innerer Bezug zur Berufswahl, bis hin sich „berufen“ zu fühlen für einen Beruf, steigern die innere Motivation zu lernen. Die geforderten Ausbildungsziele fühlen sich leichter zu erreichen an. Nicht selten projizieren die Eltern ihre eigenen Berufswünsche auf ihr Kind und fordern, dass dieses „in die Fußstapfen“ der Eltern treten soll. Stimmt der Wunsch der Eltern und der ihres Kindes nicht überein, fällt es den Jugendlichen oft schwer sich gegen die Wünsche ihrer Eltern zu stellen.
Die Wahl, welcher Berufsweg gewählt werden soll, hängt aktuell allerdings nicht nur mit den Interessen der Jungerwachsenen zusammen, sondern auch mit den Zukunftsaussichten in den jeweiligen Berufsfeldern. Themen wie Übernahme nach der Ausbildung, Optionen für die persönliche Weiterentwicklung oder auch finanzielle Aussichten können gegen einen Ausbildungsberuf sprechen. Ein weiteres Manko ist, dass Schulabsolvent*innen keine genaue Vorstellung über den Arbeitsalltag im jeweiligen Beruf haben. Auf dafür vorgesehenen Jobmessen oder Portalen werden die Berufe nicht realistisch und oft auf eine „verblümte“ Art und Weise dargestellt und kommuniziert. Junge Erwachsene starten somit mit einer unrealistischen Vorstellung in einen Ausbildungsberuf. Oft haben Auszubildende dann während ihrer Ausbildungszeit nicht den Mut diese Differenzen zu kommunizieren oder gar den Ausbildungsplatz und damit ihren Beruf zu wechseln.
Was für Auszubildende wichtig ist
Gerade jetzt nach der Pandemie sind soziale Themen und Unternehmen wichtig für Jugendliche und Jungerwachsene. Viele wichtige Entwicklungsschritte wie beispielsweise das Loslösen aus dem Elternhaus und sich Rückhalt in der Peergroup suchen, sind während der Pandemie fast gänzlich weggefallen. Homeschooling fand meist im Rahmen der elterlichen Familie statt, weshalb wichtige Schritte für die Berufswahl oder auch für das Integrieren und Wohlfühlen in der Betriebsstätte fehlten. Die ebenfalls durch die Corona-Pandemie gestressten Eltern konnten oft keine hilfreiche Unterstützung für ihre Kinder sein.
Durch die fehlenden Lerninhalte während des Homeschooling erhöht sich derzeit der Leistungsdruck auf die jungen Erwachsenen. Die Angst, keinen oder nicht den gewünschten Ausbildungsplatz zu ergattern, ist gestiegen. Ausbildungsstätten fordern zudem meist einen außerordentlich guten Schulabschluss und vermitteln durch die Stellenausschreibungen, dass die Heranwachsenden bereits bestehende Erfahrungen in gewissen Bereichen mitbringen oder eine zusätzliche außerschulische Aktivität (bspw. Vereinsmitgliedschaft) absolvieren müssen. Gerade bei sozial schwächeren Familien stellt dies eine Hürde dar, da die finanziellen Mittel fehlen, um dem Kind Mitgliedschaften oder Unterstützung zu bieten.
Zukunftsängste und fehlende Grenzen
Ein weiter belastender Aspekt ist das geringe Ausbildungsgehalt. Auszubildende verdienen nicht genug, um sich sicher vom Elternhaus zu lösen, sich eine eigene Wohnung zu leisten oder beispielsweise einen Führerschein zu bezahlen. Deshalb müssen immer mehr Auszubildende einen Nebenjob ausüben, um über die Runden zu kommen (Ausbildungsreport 2023 2023, S. 62 ) Allerdings spielen nicht nur die geringe Ausbildungsvergütung eine Rolle, sondern auch die Frage „Kann ich mit dieser Berufswahl später ausreichend Geld verdienen?“. Diese Frage bezieht sich nicht nur auf die Ausbildung oder das darauffolgende Berufsleben, sondern auch auf das Rentenalter. Nach einer Jugendstudie der MetallRente 2022 haben 78 % der 17- bis 27-Jährigen Angst vor Altersarmut (MetallRente, 2022, S. 14 ). Diese Ergebnisse zeigen auf, dass die Ängste der Jungerwachsenen in Bezug auf ihre Zukunft deutlich zunehmen.
Die heutige Arbeitswelt ist von Effektivität geprägt. Dies spiegelt sich auch in den Arbeitszeiten, den schlechten Pausensituationen, einer Belastung durch ständige Erreichbarkeit, Leistungs- und Zeitdruck, einer Über- oder auch Unterforderung und Konflikten mit den Arbeitgebern wider. Bei Aspekten wie bspw. der ständigen Erreichbarkeit fällt es den jungen Erwachsenen oft schwer, klare Grenzen gegenüber dem Ausbildungsbetrieb zu setzten. Meist besteht hier auch die Angst, dass gesetzte Grenzen nicht respektiert werden oder gar eine Kündigung ausgesprochen wird.
Ein weiter Aspekt, der von jedem/jeder vierten befragten Auszubildenden geschildert wird, ist die fehlende Freizeit, um sich zu erholen. Gründe dafür sind eine hohe Flexibilität während der Ausbildung und zu viele Überstunden. Diese Überforderung zeigt sich konstant hoch vor und während der Pandemie. Eine Über- oder Unterforderung wirkt sich negativ auf die Zufriedenheit aus und führt zu einem hohen Stressfaktor. (Ausbildungsreport 2023, 2023, S. 62 ff. ).
Deutliche Zunahme psychischer Erkrankungen
Anhand des Psychreport von 2023 lässt sich feststellen, dass es einen Anstieg der Arbeitsunfälle aufgrund psychischer Erkrankungen um 48 % im Zehn-Jahres-Vergleich gab. Ebenso wird eine große Zunahme an Krankschreibungen wegen bspw. Depressionen oder Ängsten sowohl bei Frauen als auch bei Männern deutlich. Depressionen und Belastungs- und Anpassungsstörungen sind 2022 die zwei häufigsten Diagnosen bei Fehltagen. Auffällig ist außerdem der Zuwachs von psychischen Erkrankungen bei den 24- bis 29-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr auf 24 % bei Frauen und 29 % bei Männern. Am stärksten von der Zunahme der Krankschreibungen sind hier Beschäftigte des Gesundheitswesens betroffen. (DAK Gesundheit, S 7 ff. )
Auch im Vergleich mit den Jahren 2006 bis 2022 lässt sich ein Anstieg der Fehlzeiten auf Grund von psychischen Verhaltensstörungen erwerbstätiger Personen erkennen. 2000 bis 2005 gab es hier einen Anstieg von 19 % und in den Jahren 2006 bis 2022 einen Anstieg von 130 %. (Gesundheitsreport Arbeitsunfähigkeit, 2023, S 27 )
Diese Zahlen, aber auch die in vielen anderen seriösen Veröffentlichungen, bestätigen, dass psychische Erkrankungen im Allgemeinen angestiegen sind und weiterhin ansteigen.
Es ist aber auch richtig, dass Ärzte psychische Erkrankungen mehr im Blick haben als früher. Aber auch unter uns in der Gesellschaft hat sich das Bild gewandelt: Psychische Störungen werden nicht mehr wie früher vor anderen verheimlicht, das Stigma „verrückt zu sein“ ist einem Verständnis gewichen, dass diese Erkrankungen wie Zahnschmerzen, „normale“ Erkrankungen sind.
Etablierung von Hilfen an Berufsschulen und ausbildenden Unternehmen
Das psychische Wohlbefinden der Jungerwachsenen wird in Berufsschulen und Ausbildungsstätten nicht ausreichend thematisiert. Die Jungerwachsenen sind aktuell durch verschiedenste Einflüsse, welche im Vorangegangenen genannt wurden, stark belastet. Um sie angemessen zu interstützen, sollten ihnen – analog der fest etablierten Studentenberatung für Studierende – psychosoziale Hilfsangebote zur Verfügung stehen (Richter-Werling, 2022, S. 13 ). Des Weiteren sollten auch Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe Unterstützungsangebote etablieren, als auch Lehr- und Führungskräfte sensibilisieren und schulen. Für kleine Betriebe gibt es hierfür bereits ein Coaching durch die Initiative „Neue Qualität der Arbeit (INQA)“, welche Führungskräfte für das Thema psychische Belastungen und Störungen des Themas psychische Gesundheit von Auszubildenden sensibilisiert und schult. Außerdem können Auszubildende sich selbst vor hoher Belastung durch bspw. Achtsamkeitstraining oder einen Ausgleich zur Arbeit durch soziale Kontakte schützen. (Binz, 2023 )
Fazit und Ausblick
Wünschenswert für die Verbesserung bzw. Prävention der psychischen Gesundheit der Auszubildenden ist wie bereits genannt ein niedrigschwelliges Hilfsangebot für Auszubildende z. B. in Form einer Beratungsstelle mit professionell ausgebildeten Berater*innen und/oder Psychotherapeut*innen, die bspw. der Berufsschule angegliedert ist. Aber auch eine generelle Psychoedukation aller Beteiligten, Auszubildenden, Berufsschullehrenden und Ausbilder*innen wäre ein wichtiges Ziel.
Das Thema Prävention vor psychischen Erkrankungen wird auch von der Bundesregierung verfolgt: Laut des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wäre es hilfreich eine Beratung auf Organisationsebene einzurichten, in welcher der Umgang mit Konflikten, eine Stressprävention und eine individuelle Beratung angeboten werden. Ebenso müssen Betriebe die Gefahrenquellen, welche eine Belastung für die psychische Gesundheit darstellen, erkennen lernen und durch treffende Maßnahmen entschärfen lernen. Dies kann bspw. durch Mitarbeiterbefragungen, eine arztmedizinische Vorsorge oder eine Bedarfsanalyse für Erhebung und Bewertung der Gefährdung vorgenommen werden. Dieses Vorgehen kann beispielsweise durch ein 3-Stufen-Modell umgesetzt werden. In Stufe 1 wird durch Befragungen oder gar Überstundenstatistiken die Bewertung der psychischen Belastung erfasst. Anschließend kann in Stufe 2 eine weitergehende Analyse bzw. Bewertung der erfragten Ergebnisse durch Arbeitskreise oder eine SOFT-Analyse bzw. einer Arbeitssituationsanalyse erfolgen. Im letzten Schritt wird dann ggf. ein Experteninterview mit den Betroffenen durchgeführt. (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2019, S 24 ff)
Zur Autorin:
Sabine Schäfer ist Psychologische Psychotherapeutin mit eigener Praxis. Ihre Fachgebiete sind die Verhaltenstherapie für Erwachsene und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie für Einzel- und Gruppentherapie sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche. Seit 2002 ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende des damaligen Verbandes DPTV, seit dessen Fusion weiterhin stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV). Mit 24.000 Psychotherapeut*innen ist die DPtV der größte Berufsverband für Psychologische Psychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen und Psychotherapeut*innen in Ausbildung in Deutschland. Weiterhin ist sie Sachverständige in vielen psychotherapierelevanten Gremien im Gesundheitswesen.
Weitere Fachbeiträge und Best-Practices finden Sie im WorldSkills Germany Magazin, dem Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen.
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