Autorin: Barbara Kreis-Engelhardt
Barbara Kreis-Engelhardt ist Professorin für e-business, Leadership und Business-Transformation an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Vizepräsidentin Bundesverband
Deutscher Berufsausbilder (BDBA) e. V., Founder, Beraterin, Trainerin & Coach am Ammersee-Mental-Zentrum.
Welche/r Auszubildende kennt das nicht: Ein flaues Gefühl im Bauch, schlechte Noten in der Berufsschule trotz guter Leistungen im Betrieb, Angst vor Fehlern oder Denkblockaden. Auch Ausbilder/innen sind davon nicht immer frei. Fragen wie: „Ich weiß nicht, wie ich meine Auszubildenden erreichen kann?“ und einschränkende Glaubenssätze wie: „Ich verstehe Generation Z nicht mehr!“ können Angstgefühle auslösen und die Arbeitsleistung wie auch die Freude am Arbeiten beeinträchtigen. Der Flow bleibt aus.
Wer zu viel Angst hat, beeinträchtigt sein Gehirn. Denn die Angst führt zu Veränderungen der neuronalen Verbindungen. Das Netzwerk der Synapsen wird an einigen Stellen dichter. An anderen verringert sich die Anzahl an Verbindungen. Diese zelluläre Plastizität hilft zum Überleben – zum Vergessen der Angst – und kann aber auch bewusst neu gestaltet werden, wie die klassische Konditionierung und das Extinktionslernen (Umlernen Lernen) zeigen. Der präfrontale Cortex mit Gyrus cinguli sowie Vorgänge im limbischen System mit Hippocampus und die Amygdala (Mandelkern) spielen bei der Empfindung von Ängsten ebenfalls eine große Rolle, da Letztere als eine Art Schaltkreis fungiert. Die Folge: Durch Angst kommt es zu negativen Veränderungen von „günstigen Hirnwellen-Konstellationen“. Diese wiederum rufen schlussendlich ein „ungünstiges Verhalten“ bei Auszubildenden, Ausbilder/innen aber auch Führungskräften hervor und vermindern die Leistungsfähigkeit: So sind oftmals High-Beta-Wellen stark aktiviert, während Alpha-Wellen, die für Entspannung im Wachzustand notwendig sind, mit zu geringen Amplituden vorhanden. Gelingt es den Betroffenen nicht, die „angstmachende Situation“ bewusst von außen wahrzunehmen – sozusagen als fühlender Beobachter - erfolgt eine Identifikation mit der Situation und ein „Eintauchen in der Angst-Welt mit den dabei selbst generierten negativen Emotionen“ wie z. B. Schuld, Scham, Wut, Trauer, Ohnmacht, Hass etc. Ähnlich wie bei dem Eintauchen in einen tobenden, reißenden Fluss, in welchem das Ertrinken droht und keine Möglichkeiten zum Entkommen oder Verändern der Situation gesehen werden.
Was können Unternehmen nun tun, um Auszubildende und Ausbilder/innen in den Flow zu bringen, damit sich Glücksgefühle wie Freude, Lebensmut, Dankbarkeit, Frieden einstellen können? Und was können sie tun, damit ihre Organisation eine nachhaltige, Sinn-erfüllende, Glück-fördernde, agile, innovative, offene, wertschätzende Unternehmenskultur entwickeln kann?
Ziel des Neuro-Transformations-Coachings ist die Überwindung von Ängsten, Hindernissen und Grenzen durch die ganzheitliche Integration von 7 Schritten bzw. Basisbausteine unter Berücksichtigung der Funktionsweisen des Gehirns aus neurowissenschaftlicher Sicht:
1. Bewusste Auseinandersetzung mit Gefühlen/Basisemotionen in Verbindung mit Bedürfnissen der Beteiligten,
2. Verbindung mit Körperempfindungen,
3. Identifikation und Auflösung von begrenzenden, angstmachenden Glaubenssätzen,
4. Entwicklung von Fähigkeiten, Sinnzusammenhänge vergangenen und aktuellen Handelns von außen zu betrachten und ganzheitlich zu verstehen,
5. Entwicklung von Fertigkeiten, Stress- und angst-behaftete Situationen anzunehmen
6. Anwendung von Methoden zur Auflösung von Widerständen
7. Bewusste Ausrichtung zielgerichteter erfolgreicher Handlungen.
Die konsequente kompetente Auseinandersetzung und Anwendung dieser sieben Schritte zur Neuro-Transformation wirkt sich direkt positiv auf unsere Gehirnwellen-Konstellation aus. Aus ungünstigen Konstellationen können von Auszubildenden, Ausbilder/innen und Führungskräften aktiv günstige Gehirnwellen-Konstellationen selbst erschaffen werden. Angst darf weichen und Glücksgefühle sich einstellen. Handlungen können bewusst erfolgreich verändert werden.
Dies hilft Azubis z. B. leichter zu lernen, kompetent mit Fehlern umzugehen, die zwischenmenschliche Kommunikation zu verbessern, an den eigenen Stärken zu wachsen. Ausbilder/innen wiederum können z. B. sich selbst und ihre Auszubildenden besser verstehen, diese ohne Stress, sondern mit Gelassenheit begleiten und Ausbildung mit Freude neu denken und an den Bedürfnissen der Auszubildenden der zukünftigen Generationen Z und Alpha ausrichten und gestalten.
Führungskräfte können sich und ihre Mitarbeiter noch besser selbst und ihr Unternehmen nachhaltig wertschätzend führen, um langfristig das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen und Wandel bewusst und erfolgreich gestalten.
Heute bedarf es – aufgrund der Covid-19-Pandemie und des schnelleren Change in Unternehmen mehr denn je den Willen zur Veränderung – von der Ausbildung hin bis zur strategischen Ausrichtung und Führung sowie eine Entscheidung und Raum für Veränderung. Damit geht die Übernahme von Verantwortung einher für sich selbst und alle Mitarbeiter/innen in Organisationen. Auf diese Weise kann der Weg bewusst aus der Angstkultur in Richtung Vertrauenskultur gegangen werden kann. Hierfür dürfen vorhandene Gefühle von Unsicherheit und Angst von Auszubildenden bis hin zu den Führungskräften auch Raum haben, denn sie gehören zum Leben dazu. Sie dürfen wahrgenommen und professionell verwandelt werden in Gefühle von Vertrauen und Sicherheit. Hierbei unterstützt ein ruhiger, sicherer, friedlicher Kontakt mit sich selbst, wie er durch Neuro-Transformations-Coaching erreicht werden kann. Und es entstehen neue Aufgabenbereiche in der Ausbildung und im Leadership, die professionell eingenommen werden dürfen. Dadurch kann nachhaltig durch unterschiedliche Organisations- und Prozessbeteiligte über den Ausbildungsprozess hinaus ein für Unternehmen ganzheitlicher, wertvoller Beitrag zur Etablierung einer neuen Vertrauenskultur geleistet werden. Und der Weg raus aus der Angst und dem Angsthandeln – rein in die Fülle und Freude mit sich selbst und im Unternehmen für erfolgreicheres Handeln – gestaltet werden.
Weitere Fachbeiträge und Best-Practices finden Sie im WorldSkills Germany Magazin, dem Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen.
Foto: Barbara Kreis-Engelhardt
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