"Roboter zum Anfassen sind die Zukunft."

30. Juni 2022

Eine neue Generation ist in der Arbeitswelt angekommen. Was bewegt sie? Auf der automatica 2022, der Leitmesse für intelligente Automation und Robotik, befragte WorldSkills Germany Geschäftsführer Hubert Romer dazu unsere Champions und jungen Spezialist*innen für Fabrikautomation bei unserem Mitglied FANUC Cedric Schramm, Sophie Keunecke und Thomas Haag in einer Podiumsdiskussion. Das Thema der Runde: "Robotik + Automation: Was treibt die neue Generation?". Auf der Ausbilderseite nahm sich Jens Mühlegg, Business Developer Education bei FANUC, Bundestrainer und auf internationaler Ebene stellvertretender Chef-Experte für die Disziplin "Robot Systems Integration", den Fragen und Anregungen der neuen Generation an.

Sophie, die schon gerne als Kind Lego-Roboter baute, fielen beim Betreten der automatica 2022 sofort die Roboter zum Anfassen auf: "Der Trend ist in den letzten vier Jahren explodiert. Roboter zum Anfassen sind die Zukunft.Das meine ich sowohl wortwörtlich als auch metaphorisch. Es ist nicht mehr dieser Roboter hinterm Zaun, der Angst macht und abschreckt. Wir brauchen die Möglichkeit, einen einfachen Einstieg in die Robotik zu ermöglichen." Diesen Einstieg biete der Cobot, ein kollaborativer Roboter, der mit Menschen gemeinsam arbeitet und im Produktionsprozess nicht durch Schutzeinrichtungen von diesen getrennt ist. "Ob wir den echten Cobot, der voll und ganz kollaborativ mit uns zusammenarbeitet, in den nächsten Jahrzehnten erleben werden, weiß ich nicht, aber er wird nötig sein. Er wird ein wichtiger Teil unseres Lebens werden, nicht nur in der Industrie und im öffentlichen Leben, sondern auch im privaten", betont Sophie.

Jens Mühlegg und die neue Generation Thomas Haag, Sophie Keunecke sowie Cedric Schramm gehen auf spannende Zukunftsfragen ein. Moderator Hubert Romer führte durch die Diskussionsrunde. (v.l.n.r.)

Champions der Disziplin "Robot Systems Integration": Thomas Haag und Sophie Keunecke holten als Team zur WM der Berufe in Kazan 2019 die Bronzemedaille. Cedric errang mit seinem Teamkollegen zur EuroSkills Graz 2021 Silber. (v.l.n.r.)

Dem stimmt Thomas zu: "Besonders im Bereich der Pflege, wo Menschen nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu versorgen oder im familiären Umfeld niemanden haben, werden Roboter durch Künstliche Intelligenz immer wichtiger. Sie werden wertvolle Unterstützungsleistungen erbringen." Für Cedric ist die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter bereits viel einfacher geworden. Er sieht aber auch das Potenzial, das die Robotik in der Zukunft bringen wird: "Immer mehr Haushalte besitzen einen Staubsauger- oder Mähroboter, die bei der Hausarbeit in der Wohnung oder im Garten helfen. Und das ist erst der Anfang. Das sieht man auch am Beispiel der Handys: Vor ein paar Jahren konnten die recht wenig. Mittlerweile kann man damit schon bezahlen."

Hubert Romer beäugt hingegen den aktuellen Stand im Ausbildungssystem kritisch: "Ich habe das Gefühl, wir stecken noch fest. Die Ausbilder*innen sind die Omnipotenten, die Allwissenden. Eine Ausbildungspartnerschaft, in der man gemeinsam weitergeht, scheint noch nicht ganz angekommen zu sein." Ausbilder Jens Mühlegg sieht genau da den wichtigen Punkt. In seiner Ausbildung glichen sich die Abläufe seit zehn Jahren. "Ich habe immer gewusst, welches Werkstück ich als nächstes mache, in welche Abteilung ich danach gehe." Die Grundlagen zu erlernen seien natürlich weiterhin wichtig, aber monatelang am Schraubstock stehen und ein Metallstück feilen, seien unnötig. "Es muss so ablaufen, dass man die jungen Leute von vornerein schneller mitarbeiten lässt. Wir müssen den Auszubildenden viel schneller klarmachen, dass sie mitentscheiden und mit verändern können. Vor allem ist es wichtig, den Auszubildenden zu helfen, sich zu entwickeln. Nicht jeder bringt diese Fähigkeit mit, aber dafür ist die Lehre u. a. da."

Was den Fortschritt der Ausbildungsberufe angeht, reicht es Jens Mühlegg nicht aus, lediglich alles zu digitalisieren. "Wir haben in kaum einem Berufsbild Robotics drin, dabei müssen wir schneller vorwärts gehen." Und wie sehen das die jungen Fachkräfte? "Es ist wichtig, dass der jungen Generation das nötige Gehör geschenkt wird. Wir brauchen natürlich neue Technologien. Aber es muss auch darauf geachtet werden, was die junge Generation will - wie sich unserer Meinung und unseren Bedürfnissen nach die Technologien weiterentwickeln sollen", spricht Thomas an. Das sieht Sophie aber anders: "Gehör schenken ist toll, das ist der erste Schritt. Aber wir, als junge Generation, wollen nicht nur gehört werden, wir wollen auch mitmachen. Wir müssen integriert werden, wir müssen Einfluss haben."

Wir geben jungen Menschen eine Stimme und motivieren Unternehmen dazu, diese Generation in ihre Entscheidungen mit einzubinden.

Die gesamte Diskussionsrunde zu diesem vorausschauenden Thema kann in der Aufzeichnung nochmal komplett verfolgt werden.

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