Top-Talente der Digitalisierung im Bauwesen: beste deutsche Fachkräfte in „Digital Construction“ gekürt

25. Januar 2022

Julian Lühe von der Hochschule Darmstadt gewinnt in Salzburg die erste Deutsche Meisterschaft in der Disziplin „Digital Construction“.

Wettkämpfer*innen wurden auch für den verantwortungsvollen Umgang mit der digitalen Transformation im Bauwesen und auf die sich verändernden Rollen der Akteur*innen am Bau sensibilisiert.

Ein halbes Jahr harte Vorbereitung gipfelte für sieben junge Talente aus der AEC-Industrie (Architecture, Engineering & Construction) in einem intensiven Finale. Vom 19. bis 23. Januar 2022 demonstrierten sie bei der ersten Deutschen Meisterschaft in der Disziplin „Digital Construction“ eindrucksvoll ihr Know-how. Der Wettkampf wurde während der AustrianSkills, der zentralen österreichischen Meisterschaften, im Messezentrum Salzburg dank der hervorragenden Gastfreundschaft von Skills Austria unter exzellenten Bedingungen durchgeführt.

Am Ende setzte sich der 22-jährige Julian Lühe, Studiengang Bau- und Umweltingenieurwesen an der Hochschule Darmstadt, gegen die harte Konkurrenz durch und holte die Goldmedaille. Jeannine Stegmann (24 Jahre, Firma IMO TREND Weinheim/Architektur-Studentin Hochschule RheinMain) gewann Silber und Barbara Chan (23 Jahre), Architektur-Studentin an der Technischen Universität München, erhielt die Bronzemedaille. Gemeinsam bilden sie das Nationalteam der Wettkampfdisziplin, aus dem nach weiteren Trainings ermittelt wird, wer Deutschland bei der nächsten WM der Berufe, WorldSkills, im Oktober dieses Jahres in Shanghai vertritt.

Die Sieger*innen der Deutschen Meisterschaft in der Disziplin „Digital Construction“ wurden am vergangenen Sonntag in Salzburg ausgezeichnet (v.l.n.r.): Philipp Gady (Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich), Jeannine Stegmann, Dill Khan (Bundestrainer „Digital Construction“ Deutschland, Hochschule Darmstadt), Julian Lühe, Larissa Schneiderbauer (Bundestrainerin „Digital Construction“ Österreich, Universität Innsbruck) und Barbara Chan. (Foto: Skills Austria)

Julian Lühe erstellt von seinem Modell eine virtuelle Begehung in Echtzeit. (Foto: Dill Khan)

Die Deutsche Meisterschaft, auf die sich die Teilnehmenden mehrere Monate per Selbststudium und wöchentlichen Online-Meetings vorbereiteten, bot den Wettkämpfer*innen eine einzigartige Weiterbildung. So erlangten sie fundierte Kenntnisse in unterschiedlichen Themen der Digitalisierung im Bauwesen, beispielsweise das Interpretieren eines Kundenauftrages, das Modellieren und die Koordination von Modellen, modellbasiertes Kosten und Zeitmanagement sowie digitales Baustellen-Management in Theorie und Praxis.

„Unser Anliegen ist es, die Teilnehmenden auf die Herausforderung der Digitalisierung im Bauwesen, auf den verantwortungsvollen Umgang mit der digitalen Transformation und auf die sich verändernden Rollen der Akteur*innen am Bau vorzubereiten“, erklärt Dill Khan, Bundestrainer in der Wettkampfdisziplin und Lehrbeauftragter an der Hochschule Darmstadt. „Der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) prägt seit Jahren die Wirtschaft. Deshalb haben wir auch soziale, gesellschaftliche und ökologische Themen in Bezug auf die Digitalisierung im Bauwesen diskutiert, um den Horizont der Teilnehmenden über die Anwendung von Programmen hinaus zu erweitern.“ Dabei wurde auch die Weiterentwicklung von CSR zu Corparate Digital Responsibility (CDR) verdeutlicht, um den Teilnehmenden ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, dass eine stetige Weiterbildung aufgrund sich schnell verändernder Berufsbilder, der verantwortungsvolle Umgang mit KI und der Klimawandel samt Reduktion des CO2-Ausstoßes notwendig sind. „Die Bauindustrie gilt als ein Motor der deutschen Volkswirtschaft und damit das so bleibt, muss sich auch die junge Generation all den genannten Herausforderungen stellen“, betonte Dill Khan.

Ebenfalls an der intensiven Vorbereitung auf den Wettkampf nahmen teil Lukas Paul (Fachhochschule Münster), Elena Bäumle und Tom Löffler (beide Karlsruher Institut für Technologie), Schirihan Mello und Dennis Schmidt (beide Max-Bill-Schule Berlin), Yannick Nichterlein (Technische Universität Darmstadt), Philipp Rach (Fachhochschule Münster) und Mara Ruhland (Hochschule Darmstadt). Vier dieser Teilnehmenden konnten leider kurzfristig nicht zum Wettbewerb nach Österreich reisen.

WorldSkills Germany bedankt sich bei allen Sponsoren und Unterstützern des Wettbewerbs, allen voran Skills Austria sowie bei Tobias Bretz, BIM-Koordinator der Firma KSP Jürgen Engel Architekten in Frankfurt am Main, der gemeinsam mit Dill Khan das Juryteam der Deutschen Meisterschaft bildete.

Die Digitalisierung im Bauwesen fordert ein Weiterdenken in der Ausbildung

Die ersten Konzepte des Building Information Modeling (BIM) wurden in den 1970ern veröffentlicht. Dies ist eine modellbasierte Arbeitsmethode, die sich die Innovationen des digitalen Zeitalters zunutze macht. In den 90er Jahren hat das Computer Aided Design (CAD) die technischen Handzeichnungen mit Tuschestift dann in kürzester Zeit ersetzt.
Heute führen die künstliche Intelligenz, das generative Design, das parametrische Entwerfen und das digitale Konstruieren zu grundlegenden Veränderungen der Planungsprozesse und Planungsschnittstellen. Prozessketten vom Entwurf über die Ausführung bis zur Nutzung oder gar dem Rückbau eines Gebäudes ändern sich. Die digitale Transformation des Bauwesens beeinflusst aber auch die Rollen von Bauherr*innen, Planer*innen, Architekt*innen, Ingenieur*innen, Statiker*innen und Gutachter*innen sowie die Gebäudeautomation und technische Gebäudeausstattung (z. B. Heizung, Kältetechnik, Sanitär, Lüftung, Licht) an sich.

„Die Berufsschulen, die Hochschulen und die Universitäten stehen in der Pflicht, auf diese Veränderungen vorausschauend durch das Entwickeln neuer Denkweisen in der beruflichen und akademischen Bildung zu antworten, um die Konkurrenzfähigkeit der Jugend zu gewährleisten“, fordert Dill Khan. „Hierfür müssen die junge und die alte Generation der Lehrenden Hand in Hand arbeiten. Wir müssen reden, ausprobieren und uns vorurteilsfrei den digitalen Themen annehmen.“

Die Pressemitteilung können Sie hier runterladen >>

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