Unternehmen sollten ein Gefühl von Achtung vermitteln

30. Juli 2021

Junge Fachkräfte zum Thema Angst und Motivation

Dieser Beitrag erschien in Auszügen im WorldSkills Germany Magazin – Ausgabe 20 (August 2021). Lernen Sie unser Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen kennen >>

Haben junge Fachkräfte in ihrem Ausbildungs- oder Berufsalltag schon einmal Angst verspürt? Wie sind sie mit dieser Angst umgegangen? In welchen Momenten sind sie glücklich in ihrer beruflichen Tätigkeit? Was können Unternehmen oder Berufsschulen beitragen, damit junge Fachkräfte in ihrer Ausbildung oder ihrem Beruf zufrieden sind? Lesen Sie hier einige Antworten junger Fachkräfte. Die ungekürzten Versionen finden Sie wie immer auf unserer Website.

Justin Brietzke (21)

Auszubildender zum Fachpraktiker Küche im 2. Lehrjahr

"Die Unternehmen sollten Weiterbildungen anbieten und Möglichkeiten der Mitsprache von Auszubildenden fördern."

Hast du in deinem Ausbildungs- oder Berufsalltag schon einmal Angst verspürt? Wenn ja, kannst du eine Beispielsituation nennen?
In meiner Berufsvorbereitung und in der Ausbildung fällt mir keine Situation ein, in der ich Angst hatte. Im Praktikum in einer Großkantine sollte ich mal eine Suppe machen und habe dabei einen großen Schaden verursacht. Dabei ist der große Pürierstab in das Sieb des Kessels geraten und hat den zersplittert. Wenn man püriert, sollte kein Sieb im Kessel sein. Ich hatte Angst, dass ich für den Schaden aufkommen muss (ca. 5.000 €). Zum Glück war das nicht der Fall.

Hast du deine Ängste offen bei jemandem in deinem Umfeld oder im Unternehmen angesprochen? Wie bist du generell mit dieser Angst umgegangen?
Der Küchenchef war auf 180. Am nächsten Tag habe ich mit ihm gesprochen und es wurde eine Lösung gefunden. Danach ging es mir besser.

Wie gehst du mit Stress im Ausbildungs-/Berufsalltag um? Hast du bestimmte Lösungen oder Strategien, die du auch anderen jungen Fachkräften empfehlen kannst?
Es gibt viele Wege. Wenn man das machen kann, sollte man für fünf Minuten rausgehen. Was noch? Das geht ja nicht immer. Ruhig bleiben und einfach die Aufgabe machen. Wenn man zu schnell ist, macht man Fehler. Den Neuen rate ich, langsam zu machen und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

In welchen Momenten bzw. unter welchen Bedingungen bist du glücklich mit deiner beruflichen Tätigkeit? Welche Rolle spielen dabei ggf. besondere Angebote deines Unternehmens?
Am meisten macht mir die Arbeit mit den Gästen Spaß. Die Freizeitangebote wie Fußball, Tischtennis, Gitarre, Fitness oder Kanufahren sind ein guter Ausgleich für mich. Die werden hier bei uns im Annedore-Leber-Berufsbildungswerk Berlin angeboten. Ich bin auch ehrenamtlich aktiv beim Technischen Hilfswerk und bei der Berliner Tafel.

 

Was können Unternehmen/Berufsschulen beitragen, damit junge Fachkräfte in ihrer Ausbildung/ihrem Beruf zufrieden bzw. glücklich sind?
Die Unternehmen sollten Weiterbildungen anbieten und Möglichkeiten der Mitsprache von Auszubildenden fördern. Ich bin zum Beispiel Mitglied der Teilnehmendenvertretung im Berufsbildungswerk.

Wie motivierst du dich im Berufsleben? Hast du Tipps für eine gute Selbstmotivation?
Ich bin morgens etwas früher da, mache die Maschinen an und setze mich dann nochmal ruhig hin, weil dann noch kein Stress ist.

Johanna-Josefine Leitert (22)

Auszubildende zur Kauffrau für Marketingkommunikation im 2. Lehrjahr

"Ich kann sehr offen in meinem Unternehmen Themen und Bedenken ansprechen und habe allgemein tolle Menschen um mich herum, die mir die Angst nehmen und mich unterstützen."

Hast du in deinem Ausbildungs- oder Berufsalltag schon einmal Angst verspürt? Wenn ja, kannst du eine Beispielsituation nennen?
Ja! Das Gefühl von Angst äußert sich ja bei jedem anders. Ich bin ein Mensch, der das Gefühl von Aufregung und Angst in einer Situation bekommt, wenn die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet ist und ich sehr viel reden muss. Das ist oft der Fall, wenn ich vor der Klasse sprechen muss. Aber genau das ist für mich so wichtig, denn nur so verlasse ich meine Komfortzone und wachse an mir und meinen Aufgaben.

Hast du deine Ängste offen bei jemandem in deinem Umfeld oder im Unternehmen angesprochen? Wie bist du generell mit dieser Angst umgegangen?
Ich kann sehr offen in meinem Unternehmen Themen und Bedenken ansprechen und habe allgemein tolle Menschen um mich herum, die mir die Angst nehmen und mich unterstützen. Und so gehe ich auch mit meinen Ängsten um, ich spreche sie bei meinen Vertrauenspersonen an. Ich finde, wenn man über etwas spricht, wovor man Angst hat, verliert diese Sache direkt an Stellenwert im Kopf. Also gib deiner Angst einen Namen und sprich über sie, um diese zu verringern. Und mir hilft es ungemein, zu wissen, dass Angst auch nur ein Gefühl ist, das nicht von Dauer da sein kann und wieder verschwindet.

Wie gehst du mit Stress im Ausbildungs-/Berufsalltag um? Hast du bestimmte Lösungen oder Strategien, die du auch anderen jungen Fachkräften empfehlen kannst?
Stress ist wieder etwas, das jeder Mensch anders empfindet und auch aus anderen Gründen verspüren kann. Ich finde es wichtig, dass man nicht so hart zu sich selbst ist. Wenn man einsieht, dass eine gewisse Situation in einem Stressgefühle hervorruft, sollte man diese auch beachten. Ich mag meine Arbeit sehr, weil ich an mir wachse und viel lerne, dennoch brauche ich nach einem Tag im Büro auch einen Ausgleich, um herunterzukommen und mich zu bewegen. Die Natur hilft mir dabei ungemein! Ich denke es ist auch gut, ein Hobby neben der Arbeit zu haben, etwas, das man nur für sich selbst macht. Das ist bei mir die Entomologie, vor allem Schmetterlinge zu präparieren, oder eben die Natur. Egal was, man sollte etwas für sich selbst finden, das einen bereichert.

 

In welchen Momenten bzw. unter welchen Bedingungen bist du glücklich mit deiner beruflichen Tätigkeit? Welche Rolle spielen dabei ggf. besondere Angebote deines Unternehmens?
Ich bin glücklich in meiner Ausbildung, wenn ich kreative Ideen einbringen kann. Ich liebe es, Wissen über Webseiten vermittelt zu bekommen und wie man am besten Themen nach außen kommuniziert, weil ich genau sowas für mein ganzes Leben gebrauchen und auch verwenden kann. Außerdem bin ich glücklich, wenn ich mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Kommunikationsabteilung zusammen an einem Projekt arbeite, weil es nicht nur Spaß macht, viele Gedanken und Ideen zusammenzutragen, sondern auch das Zwischenmenschliche einfach stimmt. Ich denke es ist wichtig, in einem Unternehmen zu arbeiten, wo man auf einer Augenhöhe mit anderen reden kann, und das schätze ich sehr an meinem Unternehmen, denn das Gefühl dazuzugehören hatte ich von Anfang an.

Was können Unternehmen/Berufsschulen beitragen, damit junge Fachkräfte in ihrer Ausbildung/ihrem Beruf zufrieden bzw. glücklich sind?
Zuerst liegt es natürlich auch bei dem oder der Auszubildenden. Ob diese/r sich wohlfühlt, hängt ja auch davon ab, ob er oder sie den richtigen Platz gefunden hat. Aber im Allgemeinen sollten Berufsschulen und auch Ausbildungsstätten dem oder der Auszubildenden ein Gefühl von Wichtigkeit und Achtung vermitteln, denn auch wenn diese/r noch lernt, trägt er oder sie einen großen Teil zum Unternehmen bei. Ich finde es toll, wenn für die jungen Menschen immer Möglichkeiten zur Weiterbildung vorhanden sind, also auch extra Schulungen auf Wunsch. Im Großen und Ganzen sollte das Zwischenmenschliche, ein schöner Arbeitsplatz und genug Lernmöglichkeiten geboten werden.

Wie motivierst du dich im Berufsleben? Hast du Tipps für eine gute Selbstmotivation?
Ich finde das Berufsleben ist eine spannende Sache! Man lernt etwas, das man für sich selbst nutzen kann. Ich finde, man wächst sehr an sich selbst, kann aus seiner Komfortzone herauskommen. Klar ist nicht immer alles durch die rosarote Brille zu betrachten, denn wie immer gibt es gute und schlechte Zeiten. Aber genau mit diesem Wissen motiviere ich mich selbst. Ich weiß, dass nach jedem schlechten Tag auch wieder ein guter folgt, auch wenn das ein 0815 Sprichwort ist, steckt viel Wahres dahinter. Man muss sich selbst im Kopf sagen, wofür man das macht und sich Ziele setzen, denn auch kleine Ziele sind Ziele!

Anonym (20)

Mechatroniker für Kältetechnik im 2. Lehrjahr

"Betriebe sollten die Kritik der Auszubildenden wahrnehmen und diese zumindest ansatzweise auch ernst nehmen."

Hast du in deinem Ausbildungs- oder Berufsalltag schon einmal Angst verspürt? Wenn ja, kannst du eine Beispielsituation nennen?
Ich hatte in meiner Ausbildung Angst bei etwas, das als selbstverständlich angesehen wurde, z. B. beim Klettern auf ein Gerüst ohne abgesichert zu sein.

Hast du deine Ängste offen bei jemandem in deinem Umfeld oder im Unternehmen angesprochen? Wie bist du generell mit dieser Angst umgegangen?
Ich habe mich dann meinem damaligen Meister anvertraut.

Wie gehst du mit Stress im Ausbildungs-/Berufsalltag um? Hast du bestimmte Lösungen oder Strategien, die du auch anderen jungen Fachkräften empfehlen kannst?
Ich habe geführte Meditation zum Stressabbau für mich entdeckt. Auch würde ich jungen Menschen eine Ausbildung in einem großen Unternehmen empfehlen.

In welchen Momenten bzw. unter welchen Bedingungen bist du glücklich mit deiner beruflichen Tätigkeit? Welche Rolle spielen dabei ggf. besondere Angebote deines Unternehmens?
Da mein Unternehmen der Ausbildungspflicht nur bedingt nachkommt, bin ich zufrieden, wenn sich Einzelpersonen die Zeit nehmen, um mir ausbildungsrelevante Dinge beizubringen.

Was können Unternehmen/Berufsschulen beitragen, damit junge Fachkräfte in ihrer Ausbildung/ihrem Beruf zufrieden bzw. glücklich sind?
Betriebe sollten die Kritik der Auszubildenden wahrnehmen und diese zumindest ansatzweise auch ernst nehmen. Des Weiteren halte ich eine enge Kommunikation für sehr wichtig.

Wie motivierst du dich im Berufsleben? Hast du Tipps für eine gute Selbstmotivation?
Dadurch, dass mir die Tätigkeiten Spaß machen und ich nette Kollegen habe, fällt es mir ziemlich leicht, mich zu motivieren. Außerdem wird sich die Rangordnung bald ändern.

Weitere Fachbeiträge und Best-Practices finden Sie im WorldSkills Germany Magazin, dem Fachmagazin für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe und außerschulisches Lernen.

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