Umweltschutz & Nachhaltigkeit in der dualen Aubildung

15. April 2021

Gemeinsam für unsere Welt! Den gesamten Monat April widmen wir uns mit #SkillsSustain dem Thema Nachhaltigkeit.

Seit letztem Jahr gibt es in der dualen Ausbildung vier modernisierte Standardberufsbildpositionen, die ab August 2021 in allen neu geregelten Ausbildungsberufen verpflichtend aufgenommen werden. Welche das sind und wie sie mit unserem Monatsthema in Verbindung stehen, haben wir Elke Hannack, Vorsitzende im Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und stellv. Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in einem Interview gefragt.

Welche Standardberufsbildpositionen haben Sie verpflichtend aufgenommen und wieso genau diese? Waren noch mehr Standardberufsbildpositionen im Gespräch, wenn ja welche?
Im April 2020 einigte sich der Hauptausschuss des BIBB auf modernisierte Standardberufsbildpositionen. Sie umfassen folgende vier Bereiche:

  • Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht
  • Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
  • Umweltschutz und Nachhaltigkeit
  • Digitalisierte Arbeitswelt

Anfangs waren auch zwei Standardberufsbildpositionen zu „Datenschutz und Informationssicherheit“ und „Umgang mit komplexen Herausforderungen in der digitalen Arbeitswelt“ im Gespräch. Die Inhalte wurden dann weitgehend in der Standardberufsbildposition „Digitalisierte Arbeitswelt“ zusammengefasst.

Wieso haben Sie speziell „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ins Pflichtprogramm für Auszubildende aufgenommen? Was finden Sie bedeutend an diesem Thema?
Die standardisierte Berufsbildposition „Umweltschutz“, ist ja seit 1998 ein eigenständiger Teil des Berufsprofils. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich der Umweltschutz über die Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge hin zur Nachhaltigkeit mit den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales weiterentwickelt.
Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit eines vorausschauenden (beruflichen) Handelns werden nicht nur die bisherigen Themen wie Umweltbelastungen und der mögliche Beitrag zum Umweltschutz thematisiert. Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele geht weit über die bisher genannte Energie- und Materialverwendung auf nahezu alle Gegenstandsbereiche des beruflichen Handelns hinaus.
Es geht darum, Arbeitsprozesse (im eigenen Arbeitsbereich) zu reflektieren und Maßnahmen zur Verbesserung bzw. Optimierung im Sinne der Nachhaltigkeit vorzuschlagen. Das wird jetzt zum Standard in allen Ausbildungsberufen.

Können Sie uns an einem konkreten Bespiel die Umsetzung der Position „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ in der Ausbildung erläutern?
Unter a) soll beim Brauer und Mälzer folgende berufliche Handlungsfähigkeit vermittelt werden: Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen.
In der Umsetzungshilfe werden unter anderem folgende Beispiele vorgeschlagen:

  • Wahrnehmung und Vermeidung oder Verringerung von Belastungen, z. B.: Lärm, Abluft, Abwasser, Abfälle, Gefahrstoffe, Geruch
  • rationelle Energie- und Ressourcenverwendung, z. B.: optimale Rohstofflagerparameter, optimales Nutzen von Würze- und Bierrückstände im Produktionsablauf
  • Abfallvermeidung und -trennung: Mehrweggebinde, Besonderheit von Individualflaschen Verfüttern von biologischen Reststoffen oder Energiegewinnung durch Biogasanlagen

Darüber hinaus gibt es beim Berufsprofil zusätzlich noch die Berufsbildposition:
„Nachhaltiges Einsetzen von Energie, Kohlendioxid, Druckluft, Kühlung und Wasser“
a) Kälte-, Druckluft- und Wärmeerzeugungsanlagen bedienen und überwachen
b) Anlagen zur Wärmerückgewinnung bedienen und überwachen
c) Stoff- und Energieströme, insbesondere Wasser, Dampf, Druckluft, elektrischer Strom und Kohlendioxid, unter Berücksichtigung der Ressourceneffizienz steuern, bei Abweichungen Maßnahmen einleiten und durch eigene Vorschläge zur Optimierung beitragen.

Wird es zu den Standardberufsbildpositionen auch konkrete Inhalte / Lehrmaterialien geben, die Ausbildungsunternehmen / Berufsschulen nutzen können?
Um die betriebliche Einführung der neuen Inhalte zu unterstützen, wurde im Auftrag des BIBB-Hauptausschusses zudem eine Erläuterung erarbeitet und vom BIBB darüber hinaus eine eigene Internetseite ins Leben gerufen. Weitere Informationen in Form einer Broschüre und mehreren Erklärvideos für Ausbildende und Auszubildende folgen im Laufe des Jahres. Bei jeder Modernisierung eines Berufes werden die Umsetzungshilfen „Ausbildung gestalten“ auch bei den Standardberufsbildpositionen entsprechend ergänzt und angepasst.
Darüber hinaus fördert das BIBB mit Mitteln des BMBF schon seit vielen Jahren-Modellversuche zur Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) vor allem zu drei Schwerpunkten:

  • Entwicklung von branchenspezifischen Nachhaltigkeitskompetenzen in kaufmännischen Berufen (Förderlinie I)
  • Gestaltung nachhaltiger Lernorte (Förderlinie II)
  • Entwicklung von branchenspezifischen Nachhaltigkeitskompetenzen im Lebensmittelhandwerk und in der Lebensmittelindustrie (Förderlinie III)

Nach Kategorien geordnet finden Sie hier unter www.bbne.de u. a. Lehr-Lern-Materialien für Auszubildende, Seminarunterlagen zur Schulung von Ausbilderinnen und Ausbildern, Gestaltungshilfen und Werkzeugkoffer für Unternehmen und Institutionen, Erklärvideos, Handreichungen, Checklisten, Praxishandreichungen und vieles mehr. Einige Produkte sind speziell für einzelne Berufe konzipiert, z. B. den Einzel- oder Groß- und Außenhandel, Spedition- und Logistik, chemische, gewerblich-technische oder lebensmittelverarbeitende Industrie, Hotel- und Gastgewerbe, Bäcker- oder Fleischerhandwerk, u. a. Andere Produkte wiederum sind branchenübergreifend einsetzbar oder leicht auf andere Berufe übertragbar. Vieles ist zudem auch für den berufsschulischen Einsatz oder als Basis für weitere wissenschaftliche Forschung geeignet.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Hannack für die aufschlussreichen und interessanten Antworten.

Elke Hannack - Vorsitzende des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung und stellv. Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). (Foto: DGB/Simone M. Neumann)

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