"Boss Ladies Europe": Botschafterinnen für mehr Diversität

5. Mai 2025

Vom 25. bis 27. April trafen sich zehn weibliche Fachkräfte aus ganz Europa in Kopenhagen, um sich gemeinsam für mehr Diversität und Gleichberechtigung in der Beruflichen Bildung in Europa einzusetzen.

Die Frauen, die aus sieben europäischen Ländern angereist waren, haben eines gemeinsam: ihre Leidenschaft, ihre Professionalität und ihren Stolz auf ihre jeweiligen Berufe - und die Tatsache, dass sie als Frauen in ihren Branchen nur einen sehr kleinen Prozentsatz des gesamten Pools an qualifizierten Fachkräften in Europa ausmachen.

Um dem wachsenden Fachkräftemangel in Europa entgegenzuwirken und die Sichtbarkeit von Frauen in handwerklichen und technischen Berufen zu erhöhen kamen die "Boss Ladies Europe" nun für ein erstes Treffen zusammen. Die Veranstaltung ist die europäische Erweiterung der dänischen Initiative Boss Ladies, die sich seit 2018 für die Gleichstellung der Geschlechter und die Vielfalt in einigen der am stärksten von Männern dominierten Berufen wie dem Baugewerbe und der industriellen Fertigung einsetzt.

Die weiblichen Fachkräfte kennen sich bereits von Online-Treffen und einer gemeinsamen virtuellen Gemeinschaft, aber an diesem Wochenende trafen sie sich zum ersten Mal persönlich. Geleitet wurde die Veranstaltung von zwei dänischen Botschafterinnen der Boss Ladies: Laura Feline Ebbesen, eine Reetdachdeckerin, und Xenia Holm, eine Zimmerin. Ziel ist es, weitere Frauen als Botschafterinnen zu vereinen, die den Weg weisen und die bestehenden Vorstellungen davon, wie "ein Handwerker" aussehen kann und sollte, in Frage stellen. Daher arbeiteten die Teilnehmerinnen auch daran, sich selbst als Vorbilder zu definieren und nahmen an einer Führung durch den Handwerksbereich im Kopenhagener Stadtteil Refshaleøen teil.

„Gemeinschaften sind unerlässlich, wenn man in seiner Bildungseinrichtung oder am Arbeitsplatz einer Minderheit angehört“,  merkte Nina Groes, Direktorin von Divers und Gründerin von Boss Ladies Europe, an. Sie betonte, dass die Leidenschaft und der Stolz, den jede Botschafterin für ihren Beruf hegt, in jeder Ecke Europas brenne. „Es ist uns sehr wichtig zu betonen, dass niemand in der Ausübung seines Traumberufs eingeschränkt sein sollte, nur weil die Person eine Frau ist. Und eine größere Vielfalt ist auch ein Schlüsselfaktor beim Aufbau der Arbeitskräfte, die wir in den Berufen, in denen es den größten Mangel gibt, so dringend brauchen.“ 

Die zehn europäischen Frauen repräsentieren ein breites Spektrum an Berufen: unter ihnen sind zwei Tischlerinnen, zwei Elektrikerinnen, eine Schreinerin, eine Fliesenlegerin, eine Steinmetzin, eine Industrietechnikerin, eine Klempnerin und eine Malerin. Allen gemeinsam ist, dass sie in ihrem jeweiligen Bereich eine geschlechtsspezifische Minderheit darstellen.

Ein europäischer Pool von Talenten
Die Auftaktveranstaltung markiert den Beginn einer umfassenderen Vision für mehr Diversität und Gleichberechtigung unter Fachkräften und in Berufsschulen in ganz Europa. Statistiken aus dem Jahr 2023 zeigen, dass die Zahl der europäischen Arbeitskräfte rückläufig ist und es bis 2030 6,2 Millionen weniger Fachkräfte geben wird. In technischen Berufen, in denen Frauen stark unterrepräsentiert sind, herrscht bereits jetzt ein erheblicher Arbeitskräftemangel. Daten von EURES, dem European Employment Service (Europäische Arbeitsvermittlung) zeigen, dass im Jahr 2022 nur etwa 4 % der Schweißer*innen, 2 % der Tischler*innen und Schreiner*innen und etwa 1 % der Elektriker*innen Frauen waren.
Indem die Boss Ladies Frauen zusammenbringt, soll nicht nur die Repräsentation unter den Fachkräften in Europa erhöht, sondern auch das Talentpotenzial hervorgehoben werden, das mit einer größeren Diversität einhergeht.

Eine der Botschafterinnen ist die deutsche Malerin Jacqueline Kuhn, die bei der EM der Berufe 2021 in Graz mit einer Exzellenzmedaille ausgezeichnet wurde. Sie nahm am Treffen in Kopenhagen teil: „Ich war sehr begeistert davon, was Boss Ladies Europe ist und dass ich coole Frauen aus Handwerk und Industrie aus ganz Europa kennenlernen konnte. Wir haben eine tolle Verbindung und es war der Beginn einer großartigen Reise.“  

Acht der zehn Teilnehmerinnen waren bereits bei nationalen Berufswettbewerben dabei, zwei haben an den EuroSkills und eine an den WorldSkills teilgenommen. Damit gehören diese Frauen zu den Besten in ihren Bereichen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Während der EuroSkills Herning 2025 im September dieses Jahres, werden sie eine herausragende Rolle spielen, indem sie einigen der erwarteten 100.000 Besucher*innen von ihrem Werdegang berichten. „Es ist eine große Ehre, ein Vorbild sein zu dürfen, und ich bin glücklich, eines zu sein", betont Jacqueline Kuhn. "Ich freue mich sehr auf die EuroSkills in Herning im September. Ich freue mich darauf, neue Leute kennenzulernen und natürlich all die anderen Boss Ladies wieder zutreffen.“

Aus Deutschland wurden neben Jacqueline Kuhn zwei weitere Champions als europäische Boss Ladies-Botschafterinnen ernannt: Bodenlegerin Regina Fraunhofer, die bei den EuroSkills Graz 2021 mit der Exzellenzmedaille ausgezeichnet wurde, und Metallbauerin Janina Beck, die 2023 an der Deutschen Meisterschaft in der Disziplin Schweißen teilnahm.

Das Projekt "Boss Ladies Europe" ist Teil der Stiftung Divers, die sich seit 2018 für Chancengleichheit in der beruflichen Bildung einsetzt. Divers betreibt auch die Kerninitiative Boss Ladies, die mehr Frauen dazu ermutigt, eine handwerkliche oder technische Berufsausbildung zu absolvieren. Das Projekt wird von der Villum Foundation unterstützt.

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