Generalistische Ausbildung zur Pflegefachperson

19. November 2024

Mit dem Gesetz zur Reform der Pflegeberufe wurde der Grundstein für eine zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Pflegeausbildung gelegt. Ambulante Pflegedienste stehen vor der Herausforderung, dass Pflegefachpersonen in der Ausbildung häufig bei der Prozessabwicklung überfordert sind – meist aufgrund vorhandener Kulturunterschiede in Verbindung mit unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen beider Systeme. Aus diesem Grund ist für Pflegefachpersonen in der generalistischen Ausbildung eine Stärkung der Handlungskompetenzen mit Fokus auf Wahrnehmung, Entscheidungsqualität und Kommunikation unabdingbar. Dies fordern Frau Prof. Dr. Barbara Kreis-Engelhardt, Hauptgeschäftsführerin unseres Mitglieds Bundesverband Deutscher Berufsausbilder (BDBA) e. V., und Bianca Röber, Inhaberin und Pflegedienstleitung des ambulanten Pflegedienstes La Soeur Sourire.

Seit Anfang 2020 löst die Pflegefachperson mit der generalistischen Ausbildung zur Pflegefachperson die bisherigen Berufe Altenpfleger*in, Gesundheits- und Krankenpfleger*in sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*in ab. Diese Ausbildung umfasst den Menschen von Geburt an über sein gesamtes Lebensalter hinweg bis ins hohe Alter, an jedem individuellen Ort, wie z. B. in der Klinik, dem Zuhause, die Betreuung am Urlaubsort, im Seniorenheim oder Hospiz. Alle Bereiche sollen mit einer einzigen Ausbildung abgedeckt werden. Bedingt durch die Komplexität der demografischen Entwicklung in Deutschland werden flexible Allrounder*innen in der Pflege gebraucht, die bereit sind, interdisziplinär bedarfsgerecht zu arbeiten. Deshalb wurde das Pflegeberufereformgesetz beschlossen. Zu diesem Schritt, drei sehr unterschiedliche Ausbildungen zusammenzulegen, hat mit Sicherheit auch der Mangel an Interessent*innen rund um die Pflege geführt.

Bedeutung für Handlungskompetenzen

Allgemein betrachtet sollen zukünftige Pflegefachpersonen Freude am Umgang mit Menschen haben und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus sollen sie eine gute Beobachtungsgabe besitzen, Handlungsempfehlungen klar aussprechen können, über ein Kommunikationstalent verfügen, Teamfähigkeit leben sowie Körperkontakt tolerieren und sich gut anpassen können. Des Weiteren sollen sie auch über Improvisationsvermögen verfügen.

Vergleich der Anforderungen der Kompetenzfelder von Pflegefachpersonen

Eine Analyse der Anforderungen der Kompetenzen von Pflegefachpersonen in der Ausbildung anhand des Handlungskompetenzmodells nach Hülshoff  in Verbindung mit den beruflichen Handlungskompetenzen aus der Pflegepädagogik ergibt bei genauerem Hinsehen allerdings einen eklatanten Unterschied hinsichtlich der Anforderungen an Handlungskompetenzen von stationären zu ambulanten Pflegefachpersonen: 

Es besteht somit ein deutlicher Handlungsbedarf in der Ausbildung zur Verbesserung der Handlungskompetenzen von Pflegefachpersonen hinsichtlich effektiver Arbeitsabwicklung.

Dreistufiges Schulungskonzept als Lösung

Als Lösung zur Verbesserung der Handlungskompetenzen eignet sich die Anwendung eines dreistufigen Schulungskonzepts zur Verbesserung der persönlichen Transformation für Pflegefachpersonen in der Ausbildung:

Baustein 1: Dreitägiger Workshop zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung und Entscheidungsverantwortung.

Baustein 2: Drei halbtägige Supervisionsstunden begleitet von aufbauenden Praxisanwendungen zur Verbesserung der Kommunikation und Reflexionsfähigkeit.

Baustein 3: Halbtägiger Abschluss zur nachhaltigen Festigung.

Dieses von den Autorinnen dieses Beitrags entwickelte Schulungskonzept wurde bereits im Pflegedienst La Soeur Sourire mit Erfolg bei fünf Teilnehmerinnen angewandt und evaluiert. Der private ambulante Pflegedienst besteht seit 1996 und betreut mit zehn Pflegefachkräften 60 Personen in allen Stadtteilen Starnbergs und den angrenzenden Gemeinden. Der betreute Personenkreis umfasst Senior*innen aller Pflegegrade, Kund*innen mit chronischen Erkrankungen sowie Personen mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen. Die Schwerpunkte sind die palliative Betreuungssituation und das Wundmanagement. Seit Anbeginn war der Pflegedienst Ausbildungsbetrieb für die Berufsgruppen Krankenpflegefachkraft und Altenpflegefachkraft. Damit dies auch weiter so bleiben kann, machte die Pflegedienstleitung Bianca Röber die Weiterbildung zur*zum Praxisanleiter*in.

Weiterführende Informationen:

Weiterführende Informationen zum ambulanten Pflegedienst La Soeur Sourire sowie zur Handlungskompetenzanalyse und dem dreistufigen Qualifizierungskonzept finden Sie unter folgenden Links:

La Soeur Sourire
DBA- Akademie
Ammersee-Mental-Zentrum
Bundesverband Deutscher Berufsausbilder e.V.

Autorinnen dieses Beitrags:

Prof. Dr. Barbara Kreis-Engelhardt
Hauptgeschäftsführung Bundesverband Deutscher Berufsausbilder (BDBA) e.V.,
Präsidentin Deutsche Berufsausbilder Akademie (DBA) e.V.,
Inhaberin Ammersee-Mental-Zentrum mit Akademie,
Professorin für Leadership und Business-Transformation der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)

Bianca Röber
Inhaberin und Pflegedienstleitung ambulanter Pflegedienst La Soeur Sourire

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