Eigene Projekte sind wichtig für die Motivation

30. April 2024

Dieser Beitrag erschien in Auszügen in der Ausgabe 27 des SKILLS Magazins. Dieses können Sie hier lesen >>

Welche Azubi-Projekte haben jungen Fachkräften weitergeholfen? Wie können Unternehmen die Ideen junger Fachkräfte besser in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, um deren Potenzial optimal zu nutzen? Welche Unterstützungsmaßnahmen oder Programme wünschen sich junge Menschen, um die eigene berufliche Entwicklung im Unternehmen gezielt voranzutreiben und sich besser einzubringen?

Enrico Wiedemann de Pachas, 32 Jahre

Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten beim Annedore-Leber Berufsbildungswerk Berlin (ALBBW) in Berlin

Welche Azubi-Projekte in deinem Unternehmen haben dir als junger Fachkraft weitergeholfen? Welche Projekte kannst du also weiterempfehlen und warum?

Ich denke die Ausbildung im Berufsbildungswerk ist ein großes „Azubi-Projekt“, dass mir weitergeholfen hat. Es ist kein Projekt, nur trotzdem etwas, dass ich dennoch als etwas sehe, dass ich sichtbar machen will. Als Ausbildungsstandort der Menschen mit physischen sowie psychischen Behinderungen eine begleitete Ausbildung ermöglicht ist dieser heute wichtiger denn je. Die Corona-Pandemie hat leider gerade junge Menschen betroffen. Immer mehr haben mit psychischen Problemen zu kämpfen und es gibt da einen großen Bedarf an Unterstützung.

Wie können Unternehmen die Ideen junger Fachkräfte besser in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, um deren Potenzial optimal zu nutzen?

Hier würde ich tatsächlich eine Idee aus meinem alten Ausbildungsbetrieb, dem Union Hilfswerk nennen. Ich hatte dort zuerst eine Ausbildung zum Erzieher begonnen. Das Unternehmen hat die Auszubildenden sowie auch Ausbilder*innen aus den verschiedenen Betrieben des Unternehmens zu einer Art Fachtag zur Ausbildung eingeladen. Wir hatten dort die Möglichkeit uns über unsere Erfahrungen in den Kitas, Pflegeeinrichtungen usw. auszutauschen. Wir formulierten auf der Basis gemeinsam Vorschläge für das Unternehmen, um die Bedingungen für Auszubildende und Ausbilder im Betriebsalltag zu verbessern. Ich empfand es super interessant mit anderen Auszubildenden aus anderen Betrieben meines Unternehmens in den Austausch zu gehen und hier im großen Rahmen an der Verbesserung der Ausbildungsqualität im Unternehmen mitzuwirken.

Welche Unterstützungsmaßnahmen oder Programme wünschst du dir als junge Fachkraft, um deine berufliche Entwicklung im Unternehmen gezielt voranzutreiben und dich besser einzubringen?

Ausbildung sollte sich am Ende nach einer Ausbildung anfühlen. Es ist die Zeit, in der man sich in ein Berufsfeld begibt und dieses kennenlernt. Damit verbunden sollte sein, dass man in dieser Zeit die Möglichkeit hat verschiedene Aspekte und Felder dieses Berufes kennenzulernen. Das bedeutet, dass man beispielsweise in der Ausbildung die Möglichkeit haben sollte in andere Bereiche oder, falls das Unternehmen dies durch seine Größe oder durch Kooperationen mit anderen Unternehmen ermöglicht, auch andere Einsatzgebiete des Berufes kennenzulernen. Damit ist nicht gemeint, mal 3 Tage in die andere Abteilung gesteckt zu werden und dort mitzulaufen. Das sollte schon auch mit einem Konzept verbunden sein, wo alle Beteiligten sich Gedanken machen, wie hier ein Erfahrungsgewinn für die Auszubildenden erreicht werden kann. Auch das Informieren auf Möglichkeiten zur Nutzung überbetrieblicher Programme wie dem ERASMUS kann eine Möglichkeit sein, um eine internationale Perspektive auf den Beruf in anderen Ländern zu bekommen. Als Arbeitnehmer*innen haben wir später nur bedingt diese Möglichkeiten zum freien Wechsel.

Wie können Unternehmen eine offene und inklusive Unternehmenskultur fördern, um das Engagement und die Zufriedenheit junger Fachkräfte zu steigern und ihre Einbindung im Unternehmen zu verbessern?

Ich denke ein Punkt ist die Förderung und Zusammenarbeit mit Jugend und Auszubildendenvertretungen (JAV). Sie ist das Gremium, dass für die Interessen der Auszubildenden im Betrieb eintritt. Gerade hierrüber können Auszubildende auch ihren Betrieb mitgestalten. Solche Interessenvertretungen sind allerdings nicht selten mit Problemen in der Praxis konfrontiert. Sei es die Sichtbarkeit, die Vereinbarung von Arbeitslast als Azubi mit der Mitwirkung in einer JAV oder eben auch, dass ein Betrieb oder Unternehmen nicht wirksam mit diesen Interessenvertretungen zusammenarbeitet. Ein anderer Punkt kann sein, dass es sie überhaupt gar nicht gibt, da die JAV an das Bestehen eines Betriebsrats gebunden ist. Ein Unternehmen sollte sich hier mit in der Pflicht sehen, solche Interessenvertretungen zu fördern und mit Ihnen zusammenzuarbeiten, um stetig Ausbildungsqualität mit Auszubildenden zusammen zu verbessern und auch so ihre Bindung an das Unternehmen zu stärken.

Konrad Wolny, 25 Jahre

Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung, Mensch und Maschine acadGraph GmbH in Borken

Welche Azubi-Projekte in deinem Unternehmen haben dir als junger Fachkraft weitergeholfen? Welche Projekte kannst du also weiterempfehlen und warum?

Es hat mich sehr gefreut früh in Kundenprojekte eingebunden zu werden. Dabei war es mir möglich, bereits früh in meiner Ausbildung Verantwortung zu übernehmen und die alltäglichen Herausforderungen in der Projektarbeit kennenzulernen.

Wie können Unternehmen die Ideen junger Fachkräfte besser in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, um deren Potenzial optimal zu nutzen?

Ideen und Vorschläge von jungen Fachkräften sollten gleichwertig behandelt werden, wie die von versierteren Fachkräften. In unserem Unternehmen ist das „Du“ der Standard. So lassen sich Gespräche angenehmer führen als per „Sie“.

Welche Unterstützungsmaßnahmen oder Programme wünschst du dir als junge Fachkraft, um deine berufliche Entwicklung im Unternehmen gezielt voranzutreiben und dich besser einzubringen?

Da ich gerne auf Fachliteratur zurückgreife, bin ich sehr froh, dass mir meine Firma die Anschaffung eben solcher ermöglicht. Ich habe wenig Schwierigkeiten auf Kollegen zuzugehen und Hilfe einzufordern. Bei weniger extrovertierten Arbeitskollegen könnte schon mal ab und zu nachgefragt und Unterstützung angeboten werden.

Wie können Unternehmen eine offene und inklusive Unternehmenskultur fördern, um das Engagement und die Zufriedenheit junger Fachkräfte zu steigern und ihre Einbindung im Unternehmen zu verbessern?

Ein offener Umgang auf Augenhöhe und ein gutes Arbeitsklima sind bei Mensch und Maschine dafür gegeben. Hilfreich ist es auch, wenn regelmäßig Hilfe angeboten wird, die einen dabei unterstützt, die anliegenden Aufgaben zu bewältigen. Darüber hinaus ist es sehr motivierend, wenn Engagement gesehen und unterstützt wird.

Jil Siepmann, 24 Jahre

Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der Computacenter AG & Co. oHG in Ratingen

Welche Azubi-Projekte in deinem Unternehmen haben dir als junger Fachkraft weitergeholfen? Welche Projekte kannst du also weiterempfehlen und warum?

Der Lerneffekt ist bei den Projekten am größten, bei denen man aus seiner Komfortzone rausgehen muss. Das war auch bei mir so. In einem Praktika-Projekt konnte ich u. a. Wochenpläne für unsere Praktikant*innen erstellen und deren Einsätze planen, wobei man immer auch unvorhersehbare Ereignisse einplanen sollte, auf die man dann entsprechend vorbereitet ist, um schnell zu reagieren. Alleine dadurch habe ich gelernt vorausschauend zu denken und gelassen an Dinge heranzugehen, die man nicht planen kann. Vor so einem Projekt ist man vielleicht unsicher, ob man das auch schafft, aber mit dem richtigen Team an der Seite funktioniert das immer gut und ich hatte immer Expert*innen, an die ich mich mit Fragen wenden konnte. Ich würde deswegen immer empfehlen jede Herausforderung anzunehmen, weil man dabei am meisten lernt.

Wie können Unternehmen die Ideen junger Fachkräfte besser in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, um deren Potenzial optimal zu nutzen?

Ich finde es wichtig, dass neuen Ideen immer offen gegenübergestanden wird und das wir diese auch immer äußern können. Das erfordert natürlich bei den Vorgesetzten und Teams auch eine gewissen Offenheit gegenüber den Ansichten von uns als junger Generation. Bei Computacenter habe ich das auch immer so erlebt: Hier sind die Kolleg*innen wirklich dankbar für jede neue Sichtweise, die wir einbringen können.

Welche Unterstützungsmaßnahmen oder Programme wünschst du dir als junge Fachkraft, um deine berufliche Entwicklung im Unternehmen gezielt voranzutreiben und dich besser einzubringen?

Am wichtigsten finde ich, dass mir Vertrauen entgegengebracht wird und ich in einem gewissen Rahmen Aufgaben eigenverantwortlich übernehmen darf – nur so kann ich meine eigenen Erfahrungen machen und direkt aus Fehlern lernen, wenn mal welche passieren. Natürlich braucht es auch immer jemanden mit Erfahrung an der Seite, den man um Rat fragen kann. Damit ich mich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterentwickeln kann, sind Workshops und Trainings für Soft Skills sehr hilfreich – besonders wenn es um den Kontakt mit Kunden geht.

Wie können Unternehmen eine offene und inklusive Unternehmenskultur fördern, um das Engagement und die Zufriedenheit junger Fachkräfte zu steigern und ihre Einbindung im Unternehmen zu verbessern?

Auch hier ist die Offenheit der Schlüssel. Die Kolleg*innen und Vorgesetzten dürfen sich nicht gegen neue Ansichten und Ideen, die wir als junge Talente einbringen können, verschließen, sondern müssen einen Weg finden, diese in bestehende Prozesse zu integrieren. Auch wenn das die Veränderung alter Strukturen bedeutet, kann das sehr gewinnbringend sein und das gesamte Team nach vorne bringen. In meinem ersten Ausbildungsbetrieb war alles schon sehr eingefahren und es gab keine Chance für mich und meine jungen Kolleg*innen Neues einzubringen. Bei Computacenter ist das anders: Hier können wir aktiv an der Gestaltung von Projekten und Prozessen mitarbeiten, sodass auch unsere Ideen mit einfließen.

Paul Behre, 21 Jahre

Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei der HAHN Automation Group in Rheinböllen

Welche Azubi-Projekte in deinem Unternehmen haben dir als junger Fachkraft weitergeholfen? Welche Projekte kannst du also weiterempfehlen und warum?

Als wir am Ende des 1. Lehrjahres einen Sternmotor gebaut haben. Dadurch haben wir die Maschinen besser kennengelernt und bestimmte Funktionen entdeckt. Eigene Projekte sind sehr wichtig, da dann die Motivation eine ganz andere ist.

Wie können Unternehmen die Ideen junger Fachkräfte besser in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, um deren Potenzial optimal zu nutzen?

Man könnte die Möglichkeit bieten, junge Fachkräfte mit in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

Welche Unterstützungsmaßnahmen oder Programme wünschst du dir als junge Fachkraft, um deine berufliche Entwicklung im Unternehmen gezielt voranzutreiben und dich besser einzubringen?

Ich denke, eine offene Feedback-Kultur ist anzustreben. Konstruktive Kritik ist wichtig, um seine Leistungen zu verbessern und um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Wie können Unternehmen eine offene und inklusive Unternehmenskultur fördern, um das Engagement und die Zufriedenheit junger Fachkräfte zu steigern und ihre Einbindung im Unternehmen zu verbessern?

Ein gutes Miteinander ist in meinen Augen sehr wichtig.

Jan Luca Olbermann, 21 Jahre

Ausbildung zum Industriemechaniker bei der HAHN Automation Group in Rheinböllen

Welche Azubi-Projekte in deinem Unternehmen haben dir als junger Fachkraft weitergeholfen? Welche Projekte kannst du also weiterempfehlen und warum?

Gegen Ende des ersten Lehrjahres habe ich zusammen mit einem anderen Azubi in einer Projektarbeit ein Modell eines Sternmotors angefertigt. Wir haben zunächst alle Bauteile in einem CAD-Programm konstruiert und anschließend gefertigt. Meiner Meinung nach hat es mir weitergeholfen alle Zeichnungen etc. selbst anzufertigen und auch zu fertigen. Ich kann es also weiterempfehlen Projekte zu machen, bei denen man sich selbst Bauteile ausdenkt und anschließend auch fertigt, da man dadurch lernt Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Wie können Unternehmen die Ideen junger Fachkräfte besser in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, um deren Potenzial optimal zu nutzen?

Durch die Etablierung eines offenen Kommunikationskanals könnte eine Unternehmenskultur geschaffen werden, die junge Fachkräfte dazu ermutigt, ihre Ideen und Perspektiven offen zu teilen.

Welche Unterstützungsmaßnahmen oder Programme wünschst du dir als junge Fachkraft, um deine berufliche Entwicklung im Unternehmen gezielt voranzutreiben und dich besser einzubringen?

Ich finde es wichtig die Möglichkeit zu haben, eigene Projekte umzusetzen.

Wie können Unternehmen eine offene und inklusive Unternehmenskultur fördern, um das Engagement und die Zufriedenheit junger Fachkräfte zu steigern und ihre Einbindung im Unternehmen zu verbessern?

Meiner Meinung nach ist ein gutes Betriebsklima am wichtigsten, um eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten. So können Veranstaltungen, bei denen man seine Kollegen besser kennenlernt, dazu beitragen, das Betriebsklima zu verbessern.

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